Wissen ist die Wurzel jeder spirituellen Aktivität
Saṃvara [Teil 830]
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ŚRĪ-KĀLAKĀCĀRYA-KATHĀNAKAM [6 of 10]
Tao Kālagasūriṇo Sagaraṇṇo sarūvaṃ sāiūṇa gayā Bharuyacche, pavesiyā ya mahayā vicchaḍḍeṇa vaṃdiyā ya bhāva-sāraṃ Balamitta- Bhāṇumitta-Bhāṇusiri-Balabhāṇūhiṃ, samāḍhattā ya bhayavayā bhava-nivveya-jaṇaṇī dhammadesaṇā. Avi ya: tusa-rāsi vva asāro saṃsāro, vijjulayāu vva caṃcalāo kamalāo, appa-paha-gā muyavo asavo,[1] lāvannaya-sāmannaṃ tāruṇṇaṃ, dāruṇa-duha-dāiya-rogā bhogo-‘vabhogā, māṇasa-sārīriya-kheya-nivvaṃdhaṇaṃ dhaṇaṃ, mahāsogā-‘iregā jaṇa-saṃpaogā, niraṃtara-paḍisaḍaṇa-sīlāṇi u āudalāṇi. evaṃ ṭhie bho bhavvā laddhūṇa kulāi-juttaṃ maṇuyattaṃ: niddaliyavvo pamāo, kāyavvo savv’-aṃga-cāo, vaṃdiyavvā devā’-hidevā, kāyavvā suguru-caraṇa-sevā, kāyavvaṃ supattesuṃ dāṇaṃ, na kāyavvaṃ niyāṇaṃ, aṇuguṇiyavvo paṃca-namokkāro, kāyavvo jiṇā-‘’yayaṇesu pūyā-sakkāro, bhāviyavvāto duvālasa bhāvaṇāo, rakkhiyavvāo pavayaṇ’-ohāvaṇāo, dāyavvā suguru-purao niya-duccariyā-‘loyaṇā, kāyavvā savva-satta-khāmaṇā, paḍivajjiyavvaṃ pāyacchittaṃ, na dhāriyavvam asuha-cittaṃ, aṇuṭṭhiyavvāṇi jahā-sattīe tava-caraṇāṇi, damiyavvāṇi duddaṃta-karaṇāṇi, jhāeyavvaṃ suhajjhāṇaṃ, vocchijjae jeṇa saṃsāra-saṃtāṇaṃ; kiṃ bahuṇā: evam āyaraṃtāṇaṃ tumhāṇaṃ bhavissai acireṇ’ eva nivvāṇaṃ. ti
iya sūri-vayaṇaṃ āya-nniūṇa saṃjāya-caraṇa-pariṇāmo│
so Balabhāṇu-kumāro romaṃc’-uccaiya-savv’-aṃgo││ 77 ││
Daraufhin sagte Kālakācārya dem Śakakönig die Tatsachen und begab sich nach Bhṛigukaccha, wo Balamittra, Bhānumittra, Bhānuśrī und Balabhānu mit großem Gefolge Einzug hielten und ihn mit aufrechter Liebe ehrten. Und der Ehrwürdige verkündete die Religion durch das Erwachen des Schmerzes über das weltliche Leiden:
"Wie ein Haufen Spreu ist der Saṃsār' (saṃsāra – Geburten und Todeskreislauf) ohne Lohn; Güter des Glücks wanken wie Schlingpflanzen des Blitzes; das Leben ist zart und von kurzer Triebkraft; mit der Schönheit verschwindet die Zeit der Jugend; Lust und Vergnügen bringen schreckliche Leiden, die uns Krankheiten bescheren; Schmerzen des Geistes und des Körpers sind ein Geschenk des Besitzes und der Besitztümer; menschliche Gesellschaft bringt ein Übermaß an Leiden hervor; und das Laub des Lebens ist eine Beute des ständigen Verfalls. Daher solltet ihr, oh ihr Frommen, die ihr das Los des Lebens im Schoße edler Abstammung gefunden habt, die Sorglosigkeit verjagen und allen vollständig entsagen; seid der Verehrer der Götter und Übergötter und dient den Füßen guter Lehrer. Würdige Menschen sollte man bereichern, nicht Schätze anhäufen; man sollte nach dem fünffachen Zauber der Heilung leben, man sollte den Tempeln der Jina Ehre und Wohlergehen schenken; die zwölf grundlegenden Wahrheiten[2] sollte man bedenken und alle Angriffe von der Religion ablenken; einem guten Lehrer sollte man seine Sünden bekennen und alle Wesen als Mitbrüder bezeichnen; auch sollte man reumütig büßen, seinen Geist vor schlechten Gedanken verschließen; Askese nach besten Kräften betreiben und die Ursachen für Streit zerstören; man sollte sich in den Gedanken der Erlösung versenken, der hier die Ranken der Weltlichkeit abschneidet: Wenn du dich so bemühst, erfährst du in Kürze, dass du das weltliche Jammertal wegwischst."
Als der Prinz Balabhānu diese Rede des Weisen gehört hatte und die Frömmigkeit in ihm zum Ausbruch gekommen war, stellten sich die Haare an seinem ganzen Körper auf. 77
Kara-korayaṃ viheuṃ siraṃmi aha bhaṇai erisaṃ vayaṇaṃ: │
Saṃsāra-cārayāo nitthārasu, nāha! maṃ duhiyaṃ ││ 78 ││
Die Hände knospenartig auf seinem Kopf gefaltet, sagte er solche Worte: "Oh Herr! Rette mich Unglücklicher aus dem Gefängnis des Saṃsāra! 78
Bhava-bhaya-bhīyassa mahaṃ uttama-nara-seviyā imā, sāmi! │
Dijjau, jiṇiṃda! Dikkhā jai joggo, mā cirāveha! ││ 79 ││
Meister! Gib mir, der ich mich vor den Gefahren der Welt fürchte, wenn ich würdig bin, diese Weihe des höchsten Jinas, die von den edelsten Menschen verehrt wird; zögere nicht!” 79
Iya kumāra-nicchayaṃ jāṇiūṇa sūrīhi tak-khaṇaṃ ceva │
Āpucchiūṇa sayaṇe vihiṇā aha dikkhio eso ││ 80 ││
Als der Weise diesen Entschluss des Prinzen erfuhr, weihte er ihn sofort gemäß der Satzung, nachdem dieser sich von seiner Familie verabschiedet hatte. 80
Rāyāī-parisā vi ya namiuṃ sūriṃ gayā niyaṃ ṭhānaṃ; │
Muṇiṇo vi niyaya-sad-dhamma-kamma-karaṇ’-ujjayā jāyā ││ 81 ││
Die versammelten Prinzen und anderen Adligen verneigten sich vor dem Weisen und gingen nach Hause; auch die muṇis übten eifrig ihre religiösen Werke aus. 81
Evaṃ ciya paidiyahaṃ muṇi-paya-paṃkaya namaṃte te │
Naranāhe daṭṭhūṇaṃ bhatti-bbhara-nibbhare dhaṇiyahaṃ ││ 82 ││
Savvo vi nayara-logo jāo jiṇa-dhamma-bhāvio ahiyaṃ; │
Saccam iṇaṃ āhāṇaṃ: jaha rāyā, taha payā hoi ││ 83 ││
Und auch die Stadtbevölkerung, die sah, wie die Fürsten, so von großer Liebe erfüllt, täglich den Fußlotus des Muni-Herrn verehrten, bekannte sich eifrig zur Jaina-Religion; denn wahr ist das Sprichwort: Wie der Herrscher, so der Untertan. 82, 83
Ṭam ca tārisaṃ pura-kkhoham avaloiūṇa accaṃta-dūmiya-citteṇaṃ rāya-purao sūri-samakkhaṃ ceva bhaṇiyaṃ rāya-pruohieṇa, jahā: deva! Kim eehiṃ pāsaṃḍiehiṃ taī bajjā-‘’yaraṇa-niraehiṃ? Ti.
Evaṃ ca vayaṃto so sūrīhiṃ aṇego-‘vavattīhiṃ jāhe niruttaro kao, tāhe dhuttimāe aṇuloma-vayaṇehi rāiṇo vipariṇāmeti. Avi ya:
Ee mahātavassī nīsesa-guṇā-‘’layā mahāsattā │
Sura-asura-maṇuya-mahiyā[3] goravvā tihuyaṇassā ‘vi ││ 84 ││
Und die Aufregung dieser Art der Stadt bemerkend, sagte der Hauspriester des Königs gerade in Anwesenheit des Weisen zum König: "Majestät! Was habt Ihr mit diesen Ketzern zu tun, die ein tadelnswertes Verhalten an den Tag legen?" Als nach diesen Worten der Weise ihn durch viele Beweise zum Schweigen brachte, da betörte jener den Geist des Königs durch trügerische Reden:
Dieser große Asket, ein Hort aller Tugenden, der Wahrhaftige, der von Göttern, Asuras und Menschen Gepriesene, ist selbst ein Gegenstand der Verehrung in den drei Welten. 84
Tā deva! Jeṇa ee paheṇa gacchaṃti, teṇa tumhāṇaṃ │
Juttaṃ na hoi gamaṇaṃ; akkamaṇaṃ tap-payāṇa jao ││ 85 ││
Deshalb, Majestät, ziemt es sich nicht, den Weg zu betreten, auf dem jener wandelt, als wäre er ein Hindernis für seine Füße. 85
Guru-paya-akkamaṇeṇaṃ mahaī āsāyaṇā jao havai │
Duggai-kāraṇa-bhūyā, ao visajjeha, pahu! Guruṇo ││ 86 ││
Die Füße des Lehrers zu behindern, bringt große Schuld mit sich, die Elend verursacht; deshalb, oh Herr, entferne den Lehrer! 86
Tao vippariṇaya-cittehiṃ bhaṇiyaṃ rāīhiṃ: saccam eyaṃ, paraṃ kahaṃ visajjijjaṃti? Tao purohieṇa bhaṇiyaṃ: deva! Kīrao savvattha nayare aṇesaṇā; tīe kayāe asujjaṃte bhatta-pāṇe sayam eva viharissaṃti. Tao rāīhiṃ bhaṇiyam: eyaṃ karehi. Tao parūviyaṃ savvattha nayare purohieṇa, jahā: evaṃ evaṃ ca aho kammā-‘’iṇā payāreṇa sāhūṇa dijjamāṇaṃ mahāphalaṃ bhavei. Tato logo tah’ eva kāum āraddho. Taṃ ca tārisam apuvva-karaṇaṃ daṭṭhūṇa sāhiyaṃ sāhūhiṃ gurūṇaṃ. te vii sammaṃ viyāṇiūṇa rāyā-‘bhippāyaṃ apajjosavie ceva gayā Marahaṭṭhaya-visayā-‘laṃkāra-bhūyaṃ Payaṭṭhāṇaṃ nāma nayaraṃ. Tattha ya sūrīhiṃ jāṇāviyaṃ jahā: na tāva pajjosaveyavvaṃ, jāva vayaṃ n’ āgayā. Tattha puṇa paramasāvago Sāyavāhaṇo nāma rāyā. So ya sūriiṇo samāgacchaṃte nāūṇa jalayā-‘’gam’-ukkaṃṭhiya-sihi vva harisa-bhara-nibbharo jāo. Kameṇa ya samāgayā tattha sūriṇo. tao Sāyavāhaṇo rāyā sūriiṃ samāgayaṃ nāūṇa sapariyaṇo cauvviha-siri-samaṇa-saṃgha-samannio niggao abhimuhaṃ vaṃdiyā ya bhāva-sāraṃ sūriṇo. avi ya:
Bhaviya-kamalā-‘vabohaya! Moha-mahātimira-pasara-bhara-sūra! │
Dappiṭṭha-duṭṭha-paravāi-kuṃbhi-niddalaṇa-vaṇa-sīha! ││ 87 ││
Damit sprach der König in betörtem Geist:
"Das ist wahr, aber wie kann ich ihn wegschicken?"
Da sprach der Hauspriester:
"Majestät! Wenn in der ganzen Stadt Betteln verdorben wird, werden die Mönche widerwillig zu Essen und zu Trinken kommen und selbst weggehen."
Da sagte der König: "Das soll er tun. Daraufhin verkündete der Hauspriester in der ganzen Stadt:
"Wahrlich! Wahrlich! Was den Mönchen auf angenehme Weise gegeben wird, das wird reichlich belohnt werden."
Dann begannen die Menschen, dies zu tun. Als die Mönche dieses seltsame Verhalten bemerkten, erzählten sie es dem Lehrer. Dieser erkannte die Absicht des Königs richtig und ging, ohne den Pajjusan gehalten zu haben, zur Stadt namens Pratishṭhāna, der Zierde des Marāthenlandes. Dort ließ der Weise verkünden:
“Beachtet den Pajjjusan nicht eher, als bis wir angekommen sind.”
Nun gibt es einen sehr religiös eifrigen König namens Sātavāhana.[4] Und er wurde von der Nachricht vom Kommen des Weisen mit großer Freude erfüllt, wie ein sehnsüchtiger Pfau nach dem Beginn des Monsuns. Daraufhin kam der Weise dorthin. Auf die Nachricht von der Ankunft des Weisen hin ging der König Sātavāhana ihm mit seinem Gefolge und in Begleitung der vierfachen Versammlung[5] des edlen Śramaṇa entgegen und verehrte den Weisen mit ehrlicher Liebe:
„Oh du, der die Frommen dem Licht zugänglich macht wie die Sonne den Lotusblumen (die die fortschreitende Torheit-Dunkelheit zerstreut), der du, wie der Löwe der Wildnis, den STOLZESTEN und bösartigsten Ketzer vernichtest! 87
Paṇaya-nara-visara-pahu-mauli-mauḍa-maṇi-kiraṇa-raṃjiya-supāya! │
Jiṇa-sāsaṇ’-uṇṇaī-para! Kali-kāla-kalaṃka-mala-salila! ││ 88 ││
Oh du, dessen Füße wunderschön durch die Strahlen der Juwelen auf den Kronen und Diademen der sich verneigenden Herren der Menschheit glänzen, der du immer die Lehre der Jinas erhebst, Wasser, das den Fleck der Kali-Ära entfernt! 88
Kālā-‘ṇurūva-parivaṭṭa-māṇa! suya-jalahi-pāra-saṃpatta! │
Sappaṃta-dappa-kaṃdappa-sappa-kappa-raṇa-para-parasu! ││ 89 ││
Der du dem Stolz zur rechten Zeit entsagt hast, du hervorragende Axt im Kampf gegen die, einer Schlange von kāma gleichende, in Trotz kriechende, der du das Jenseits des Ozeans des Wissens erreicht hast! 89
Iya nīsesa-guṇā-‘’yara! Karuṇā-para! Parama-caraṇa! raṇa-rahiya! │
Sugahiya-nāma! Niruttama! Tuha namo hou muṇi-nāha! ││ 90 ││
Darum, du Hort aller Tugenden! Reich an Barmherzigkeit einer! Von bestem Verhalten, unbestritten! Dessen Name gut gewählt ist! Erhabener! Verehrung sei Dir, Herr der Muni!” 90
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[1] Kommentator Hermann Jacobi: im Manuskript ausgelassen.
[2] Der Kommentator Hermann Jacoby bezieht sich auf Hemachandras Yogaśāstra IV, 54, 55 (Z.D.M.G. 28, 211 deutsche Übersetzung). Ins Englische übersetzt lautet diese Passage wie folgt:
54. Gleichmut entsteht durch Selbstlosigkeit; um seinetwillen kann man an der Bhāvanā festhalten, d.h. der Vorstellung von der Vergänglichkeit, Wehrlosigkeit, Veränderung des Daseins, der Natur des Individuums, dem Dualismus,
55. der Unreinheit des Körpers, der Einflüsse, der Fernhaltung dieser Einflüsse, der Vernichtung von Handlungen, der Offenbarung des Gesetzes, der Welt und der Erleuchtung.
Zum Vergleich die Übersetzung von Dr. A. S. Gopani, Herausgegeben von Surendra Bothara, veröffentlicht von Prakrit Bharti Academy, Jaipur Shri Jain Swetamber Nakoda Parshwanath 30. 1989, S. 110:
Gleichmut wird durch Losgelöstheit erreicht und Losgelöstheit wird durch entsprechende Bhavanas (Gefühle und Gedanken) herbeigeführt. Es gibt zwölf davon, und zwar die folgenden:
1. Anitya Bhavana: Nachdenken über die Vergänglichkeit der Dinge in diesem Universum.
2. Asaran Bhavana: Nachdenken über die Hilflosigkeit der Jīvas (der Lebenden).
3. Sanshaya Bhavana: Nachdenken über die endlosen Wanderungen eines Jīvas in diesem Universum.
4. Ekatva Bhavana: Nachdenken über die Isolation jeden Jīvas.
5. Anyatva Bhavana: Nachdenken über die Getrenntheit von Körper und Seele.
6. Ashuchi Bhavana: Nachdenken über die grundlegende Hässlichkeit des Körpers.
7. Nachdenken über den kontinuierlichen Zufluss von Karmas.
8. Samvara Bhavana: Nachdenken über die Blockierung des Zuflusses von Karmas.
9. Nirjara Bhavana: Nachdenken über das Abwerfen des Karmas.
10. Dharma Bhavana: Nachdenken über die Natur und den Umfang des Dharma.
11. Lok Bhavana: Nachdenken über die Natur dieses Universums.
12. Bodhi Bhavana: Nachdenken über die Mittel zum Erlangen der richtigen Erkenntnis.
Siehe auch Saṃvara [Teil 122], Teil E und Saṃvara [Teil 295], Anmerkung 4, Teil. (5).
Die erste Version von Ernst Windisch stammt aus dem Jahr 1874, der frühen Zeit, als westliche Gelehrte nur die Existenz des Jainismus entdeckten und gerade zu dieser Zeit der deutsche Gelehrte Hermann Jacobi den Jainismus als eigenständige Philosophie erkannte. In dieser deutschen Version gibt es eine zum Nachdenken anregende Anmerkung mit Verweis: „Vgl. Hardy East. Mon. S. 266, wo ebenfalls das Erreichen von ‚Gleichmut‘ an die Ausübung bestimmter bhāvanā geknüpft ist“, siehe S. 211 der Abhandlung Ernst Windisch über Yogaśāstra Zeitschriften der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft / Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft : ZDMG : Jg. 28 (1874). Bd. 28 (1874). WiesbadenStuttgartMainzLeipzigWiesbaden.
Für diese zum Nachdenken anregende Aussage über die Praxis bestimmter Bhāvanās werden die vorangehenden Verse, in denen es um Gleichmut usw. geht, wie folgt wiedergegeben:
…das unkontrollierte und furchtlose Monster des Geistes stößt die Jīvas der drei Lokas in das Tal der weltlichen Existenz.
Selbst die Menschen, die sich nach mokṣa sehnen und Buße praktizieren, werden durch einen aufgewühlten Geist in die Irre geführt.
Eine Person, die ein Yogi sein möchte, ohne ihren Geist zu kontrollieren, ist wie eine lahme Person, die lange Strecken laufen möchte und zum Gespött wird. Wenn der Geist unter Kontrolle ist, wird der karmische Zufluss kontrolliert, und wenn nicht, bleibt der karmische Zufluss bestehen.
Diejenigen, die sich nach Befreiung von der Knechtschaft des Karmas sehnen, sollten versuchen, diesen lüsternen, affenähnlichen Geist zu kontrollieren, der durch die Welt wandert.
REINHEIT DES GEISTES
Ein reiner Geist wird von den Gelehrten als unerschütterliche Lampe gepriesen, die den Weg zur Befreiung erhellt.
Ein reiner Geist zieht gute Eigenschaften an, während in einem unreinen Geist entweder keine guten Eigenschaften vorhanden sind oder sie bald verschwinden.
Daher ist die Reinigung des Geistes sehr wichtig. Menschen, die mokṣa ohne einen reinen Geist begehren, sind wie unwissende Narren, die versuchen, den großen Ozean mit bloßen Händen zu durchschwimmen.
So wie es sinnlos ist, einem Blinden einen Spiegel zu zeigen, ist es fruchtlos, mit einem unreinen Geist zu meditieren.
Deshalb ist ein reiner Geist für diejenigen, die nach mokṣa streben, unverzichtbar. Die Einhaltung von Buße, Gelübden und Ritualen erweist sich als reine körperliche Folter, wenn sie nicht von einem reinen Geist begleitet wird.
Um den Geist zu reinigen, sollte man die Leidenschaften der Anhaftung und des Hasses überwinden (vgl. Kaṣāya-Pāhuḍa Saṃvara [Teil 332] ff.) und die Seele reinigen. Nur dann kann man ein klares Verständnis der Natur der Seele erlangen.
ANHAFTUNG UND ABNENEIGUNG
Die Yogis, die versuchen, die Seele zu disziplinieren, leiden selbst unter Anhaftungs-, Hassausbrüchen usw. und werden zu Sklaven dieser Leidenschaften.
Sie versuchen, den Geist durch die Einhaltung verschiedener Gelübde zu schützen, aber diese Leidenschaften schleichen sich wie Dämonen ein und trüben die Klarheit des Geistes.
Ein Geist ohne Wissen führt einen Menschen aufgrund der Dunkelheit der Leidenschaften in die Gräben der Hölle; wie ein Blinder einen Blinden in einen Brunnen führt.
Wer mokṣa möchte, sollte aus seiner Betäubung erwachen und mit Wachsamkeit und GELASSENHEIT den Schmutz der Leidenschaften reinigen und tiefe Glückseligkeit erlangen.
Ein Augenblick der Loslösung hilft einem, den karmischen Schmutz abzustreifen, was sonst selbst mit jahrtausendelanger Buße nicht möglich wäre.
Diejenigen, die mokṣa wünschen, sollten aus dem Stumpfsinn herauskommen und mit Wachsamkeit und GELASSENHEIT den Schmutz der Leidenschaften beseitigen und für tiefe Glückseligkeit sorgen.
Ein Moment des Losgelöstseins hilft einem, den karmischen Schmutz abzustreifen, was sonst selbst mit der Buße von Tausenden von Jahren nicht möglich wäre.
Mit GELASSENHEIT entfernen die Sadhus die mit der Seele verschmolzenen Karmas, so wie man mit einem Strohhalm ein Blatt aus einer klebrigen Lösung entfernt.
Das Licht der GELASSENHEIT zerstört die trübenden dunklen Leidenschaften der Anhaftung usw., und die Yogis sind in der Lage, die göttliche Seele im Inneren zu sehen.
Die Sadhus, die GELASSENHEIT praktizieren, beeinflussen die wilden Kreaturen zutiefst, auch wenn dies nur zu ihrem eigenen Besten geschieht. Die natürlichen Feinde vergessen ihre natürliche Feindseligkeit und werden unter diesem mächtigen Einfluss der GELASSENHEIT zu Freunden.
Hier folgen die oben zitierten Verse 54-55.
[3] Sahiyā MS.
[4] Name eines Königs (der der Sage nach als Kind auf einem gandharva namens sāta reitend entdeckt wurde, der sich einer Legende zufolge in einen Löwen verwandelte; auch gleichzusetzen mit śālivāhana.
Sanskrit:
Śālivāhana. Name eines berühmten Herrschers Indiens (angeblich so genannt, weil er entweder auf einem Yakṣa namens śāli ritt oder von śalī für śāla, den Sal-Baum, wobei Śālivāhana als auf einem Kreuz aus diesem oder einem anderen Holz getragen dargestellt wird; er war der Feind von Vikramāditya und Begründer der Ära, die heute śaka genannt wird, siehe oben; seine Hauptstadt war Pratiṣṭhāna am Godāvarī)
śālivāhana = Ochse verwendet um Reis zu tragen;
Wortverbindung: śāli + vāhana.
Wortverbindung: sāta + vāhana
oder
sāt + avāhana
sāta = gewonnen, erhalten, gewährt, gegeben, geschenkt, ein Geschenk, Reichtum, Reichtum.
vāhana = der Akt des Bemühens, der Anstrengung, der Bemühung; Ziehen, Tragen, Tragen, Fördern, Bringen; der Akt des Ziehens, Tragens, Förderns; Führens (von Pferden); jedes Fahrzeug oder Transportmittel oder Zugtier, Kutsche, Wagen, Waggon, Pferd, Elefant.
sāt = Sautra-Wurzel mit der Bedeutung "Vergnügen bereiten"; ein Taddhita-Affix, das, wenn es nach einem Wort gesetzt wird, eine völlige Verwandlung von irgendetwas in das durch dieses Wort ausgedrückte Ding bezeichnet.
avāhana = kein Fahrzeug oder Wagen haben, nicht in einer Kutsche fahren. (Monier Williams)
[5] Dies bezieht sich auf die Versammlung der Heiligen (Rishis), vgl. Saṃvara [Teil 560] Anmerkung 3-4.