Wissen ist die Wurzel jeder spirituellen Aktivität

    Alexander Zeugin

    Saṃvara [Teil 658]

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    STHAVIRAVALĪ [53 von ]

    GAṆADHARA PRABHĀSA

    Gaṇadhara Prabhāsa[1] von kaundinya[2]gotra war der elfte gaṇadhara von Śramaṇa Bhagavān Mahāvīra. Er wurde in Rājagṛha Nagarī geboren. Sein Vater war Bala[3] und seine Mutter war Ati-bhadrā.[4] Er war ein Brahmane von der Kaste her. Er war in den vier Veden und den sechs Upāṅgas, den ergänzenden Wissenschaften,[5] gut bewandert. Er hatte dreihundert Schüler, die von ihm in verschiedenen Wissenszweigen unterrichtet wurden.

    Paṇḍita Prabhāsa hatte Zweifel an mokṣa, die durch widersprüchliche Verse der Veden verursacht wurden.

    Als sich paṇḍita Prabhāsa jedoch an Śramaṇa Bhagavān Mahāvīra wandte, um seine Zweifel auszuräumen, wurde er folgendermaßen angesprochen:

    1. Nirvāṇa-viṣaya-sandéha-samyutam ca Prabhāsa-nāmānam;

    Ucé vibhu-r-yathāstham Védārtham kim na bhāvayasi!

    Der Herr (Śramaṇa Bhagavān Mahāvīra) sagte zum elften gaṇadhara namens Prabhāsa, der Zweifel hinsichtlich des Themas mokṣa hatte: „Warum ergründest du nicht die genaue Bedeutung der Verse der Veden?“

    Śramaṇa Bhagavān Mahāvīra räumte dann seine Zweifel aus, indem er die korrekte Interpretation der Verse der Veden erklärte.[6]

    Der fragliche Vers ist Jarā maryam yadagnihotram. Opfer an Agni, den Gott des Feuers, sollten bis ins hohe Alter dargebracht werden. Die Bedeutung des Versea ist, dass ein Mann, der svarga (den Weg in den Himmel) erreichen möchte, sich auf Agnihortra (Opfer an den Gott Agni) verlassen sollte, da dies das einzige Mittel ist, um sein Ziel zu erreichen. Die Durchführung von Agnihotra kann nicht das Mittel sein, um mokṣa zu erlangen, da dies mit der Vernichtung vieler Lebewesen einhergeht. In den Veden wurden keine anderen Praktiken vorgeschrieben, die für die Erlangung von mokṣa geeignet sind. Dies führt zu der Schlussfolgerung, dass es kein mokṣa gibt. Ein weiterer Vers lautet: „Dvé Brahmaṇi véditavyé, paramaparam ca, tatra param satyajñānam anantaram Brahméti“. Es gibt zwei Arten heiligen Wissens. Eine ist param und eine andere ist aparam; para jñāna ist satya jñāna, Richtiges Wissen. Die andere ist Brahma jñāna, Wissen über mokṣa oder Endgültige Befreiung, das auf die Anwesenheit von mokṣa hinweist. Ihre Zweifel sind durch die Vielfalt der Ideen in den beiden Versen entstanden. Die Bedeutung der beiden Verse läuft auf Folgendes hinaus:

    Ein Mensch, der in den Himmel kommen möchte, kann Agnihotra (Opfer für Agni) durchführen, und ein Mensch, der mokṣa (Endgültige Befreiung) erlangen möchte, sollte Agnihotra beiseitelassen und religiöse Praktiken durchführen, die für das Erreichen von mokṣa (Endgültige Befreiung) geeignet sind.

    Richtiges Wissen, richtige Wahrnehmung und richtiges Verhalten (vereint) führen zu Karma-ksaya (Zerstörung allen Karmas oder mokṣa mārga, dem Pfad der endgültigen Befreiung). Dies kann nur während manuṣya gati (der menschlichen Existenz) erreicht werden. Die frommen Weisen, die sich mit aller Kraft an die vorgeschriebenen Regeln religiöser Praktiken halten, können sich von den Leiden dieser Welt befreien und nur sie sind in der Lage, mokṣa (endgültige Befreiung) zu erlangen.

    Paṇḍita Prabhāsa war von der Erklärung vollkommen überzeugt und nahm in verhältnismäßig jungem Alter zusammen mit seinen dreihundert Schülern dīkṣā aus den Händen von Śramaṇa Bhagavān Mahāvīra an.

    Ganṇadhara Mahārāja Prabhāsa war erst sechzehn Jahre alt, als er der Welt entsagte. Er kannte die verschiedenen Werke der Jain-Schriften, da er mehrere labdhis besaß.

    Nach einem Zeitraum von acht Jahren asketischen Lebens erlangte gaṇadhara Mahārāja Prabhāsa im verhältnismäßig jungen Alter von 24 Jahren kévala-jñāna (vollkommenes Wissen oder Allwissenheit), und er erlangte mokṣa pada, den Zustand der endgültigen Befreiung von allem Elend, als er vierzig Jahre alt war.[7]

     

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    [1] Zur Bedeutung des Namens siehe Saṃvara [Teil 604] Anmerkung 31, auch prabhāsa = Licht, vgl. Saṃvara [Teil 656] Anmerkung 4.

    [2] Sanskrit: kauṇḍinya = einer der 24 mythischen Buddhas.

    [3] Zur Bedeutung von 'bala' Saṃvara [Teil 604] Anmerkung 32; Bala kommt als Personifikation als Ehemann von Prabhavatī vor, vgl. Saṃvara [Teil 476] Anmerkung 8 und als der Vater von Mahābala, vgl. Saṃvara [Teil 476] Anmerkung 10.

    [4] Für Atibhadrā siehe Saṃvara [Teil 604] Anmerkung 33.

    [5] Für Einzelheiten zu den vier Veden und den sechs Upāṅgas siehe Saṃvara [Teil 458] Anmerkung 6 and Saṃvara [Teil 606] Anmerkung 3.

    [6] Vgl. Saṃvara [Teil 632] Anmerkung 2.

    [7] Für weitere Einzelheiten siehe Saṃvara [Teil 632].

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