Wissen ist die Wurzel jeder spirituellen Aktivität

    Alexander Zeugin

    Saṃvara [Teil 236]

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    „Über Mönche[1]

    [Frage 13] Bhante! Ein Mönch, der sein Hin- und Hergleiten nicht eingeschränkt hat, der die Zyklen des Kommens und Gehens nicht eingeschränkt hat, der seine Existenz auf Erden nicht reduziert hat, der sein weltliches vedaniya-karma[2] nicht reduziert hat, der sein weltliches Leben nicht entwurzelt hat, der sein mit dem Leben verbundenes vedaniya-karma nicht entwurzelt hat, der sein Ziel nicht erreicht hat und der seine Arbeit nicht vollendet hat – erlangt ein solcher Mönch nach seinem Tod die Existenz und andere Bedingungen des menschlichen Lebens wieder?

    [Antwort 13] Das tut er. Ein Mönch … erlangt die Existenz und andere Bedingungen des menschlichen Lebens wieder.

    [Frage 14] Bhante! Wie soll er genannt werden?

    [Antwort 14] Gautama! Er kann prāṇa genannt werden, er kann bhūta genannt werden, er kann jīva genannt werden, er kann (sogar) satta genannt werden. Er kann vijña genannt werden, er kann veda genannt werden, und er kann prāṇa, bhūta, jīva, satta, vijña und veda genannt werden.[3]

    [Frage 15] Bhante! Aus welchem ​​Grund wird er prāṇa genannt … bis hin zum veda?

    [Antwort 15] Gautama! Er kann prāṇa genannt werden, weil er ein- und ausatmet, ein- und ausatmet; bhūta, weil er existierte, existiert und existieren wird; jīva, weil er lebt, den Daseinszustand erlangt und die Lebensspanne erfährt; Satta, weil er an rechtschaffene und unrechtschaffene Taten gebunden ist; vijña, weil er Geschmacksrichtungen wie scharf, scharf, bitter, sauer und süß unterscheidet; veda, weil er Freude und Schmerz erfährt. Aus diesem Grund wird er prāṇa genannt … bis Veda.

    [Frage 16] Bhante! Erlangt ein Mönch, der die Zyklen des Kommens und Gehens unterdrückt hat … bis er seine Arbeit vollendet hat, beim Tod wieder die Existenz und andere Bedingungen des menschlichen Lebens?

    [Antwort 16] Gautama! Ein Mönch, der die Zyklen unterdrückt hat … bis er beim Tod nicht die Existenz und andere Bedingungen des menschlichen Lebens erlangt.

    [Frage 17] Bhante! Wie soll er genannt werden?

    [Antwort 17] Gautama! Er kann siddha genannt werden, er kann Buddha genannt werden, er kann pāragata genannt werden, er kann paramparāgata genannt werden; er kann sīddha, Buddha, mukta, nibṛtta, anta-kṛta und sarva-dukkha-prahiṇa genannt werden.[4]

    Bhante! So sind sie. Ehre sei dem Herrn! Mit diesen Worten erwies Gautama seine Ehrerbietung und zog sich auf seinen Platz zurück.“ [5]

    Das erste Kapitel fährt mit der Geschichte von Sandaka (Kaṁda) fort, die den Vorgang des Erlangens von vipula-manaḥparyāya jñāna durch das Besiegen der Leidenschaften und anderer tapas erzählt.[6]

    Die ratnatraya wird damit ganz klar: Richtiger Glaube ist die Einsicht in die Wirklichkeiten der navatattvas (neun padārthas) und sie bilden zusammen mit richtigem Wissen (mati-, śruta-, avadhi-, manaḥparyāya-, kevala-jñana) und richtigem Verhalten (die fünf Mahāvratas, die saṃvara bilden) Mokṣamargaḥ (Befreiung, Erlösung). Mit anderen Worten, durch die Ausübung von saṃvara – das in rechtem Verhalten und rechtem Glauben zum Ausdruck kommt – stoppt man die āśvaras und erhebt sich, entsprechend den Bemühungen um nirjarā und Rechtschaffenheit, im Bewusstsein in Form des Aufstiegs der fünf Arten rechten Wissens, deren Bedeutung zunimmt und deren Zahl mit kevala jñāna (Allwissenheit) endet, die am Ende der individuell zugeteilten Lebensspanne die Siddhaschaft in sich birgt.

     

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    [1] Es ist gesagt worden, dass die Wesen eines Organs im Allgemeinen unzählige Male in diesem Zustand geboren werden (unendlich oft für die Pflanzenkörper). Die Diskussion wendet sich nun dem Mönch zu, dessen Leben voller Entgleisungen ist und der seine Arbeit nicht vollendet hat. Die sutra sagt nichts ausdrücklich über die Zwei-Organe-, Drei-Organe-, Vier-Organe-Wesen, Fünf-Organe-Tierformen und Fünf-Organe-Menschen, die keine Mönche sind. Sie wiederholen ihr Hin- und Hergleiten unzählige Male in derselben Existenz. 

    TECHNISCHER BEGRIFF: Das Wort maḍāi hat seine Sanskritform als mṛtādi, lebenslos oder tot.

     

    [2] Es gibt zwei Vedanīya-karmas:

    Vedanīya-karma, Gefühl-karma, III. Haupt-Unterteilung von VIII der insgesamt 148 bzw. 158 Karmas, gemäss Jaina Gem Dictionary, bzw. Karma Granthas II und Guṇasthānakramāroha.

    1. Sāta-vedanīya-karma - Vergnügen-Gefühl-karma; das, welches Vergnügen bringt.
    2. Asāta-vedanīya-karma - Leid-Gefühl-karma; das, welches Leid bringt.

    Aus dieser Dualität ist nur ein Entkommen durch vollständigen Sieg über Antaraṅgāri (die sechs inneren Feinde): rāga (Verliebtheit, Begierde, Lust, Wollust) - die vier kaṣāyas: krodha (Zorn), māna (Einbildung), māyā (Betrug), lobha (Gier) - dveṣa (Hass/Neid/Eifersucht), s. Einleitung des Deutsch-Übersetzers von Nemichandra Siddhânta-Chakravarttî-s Dravya-Saṃgraha.

    Tattvārthasūtra Kapitel VIII, spricht allgemein im Ganzen von 148 Sub- Karmatypen. Diese sind: 5 von jñānavaraṇa, 9 von darśanavaraṇa, 2 von vedanīya, 28 von Mohaniya 4 von āyuṣka, 93 von nāma, 2 von gotra und 5 von antarāya.

    Siehe dazu auch Triṣaṣṭiśalākāpuruṣacaritra, Bd. I, S. 402-410, für die Tabellen von S. 411-428, s. Tabelle der drei Karmaphasen, 1. Bandha-, 2. Udaya-, 3. Sattā-phase (1. Nehmen von neuem Karma; 2. Reifen von Karma, 3. Karma schon in Existenz – korrespondierend zur jeweiligen Guṇasthāna zusammengefasst in einer Excel-Datei). 

    [3] FACHBEGRIFFE:

    Prāṇa: derjenige, der Atmungen hat.

    Bhūta: derjenige, der war, ist und sein wird.

    Jīva: derjenige, der Existenz und Lebenszeit erlangt.

    Satta: derjenige, der an fromme und gottlose Taten gebunden ist.

    Vijña: derjenige, der Geschmäcker kennt.

    Veda: derjenige, der Freude und Schmerz erfährt.

    [4] FACHBEGRIFFE:

    Siddha: vervollkommnet.

    Buddha: erleuchtet – Bedeutung: Direkter Kontakt mit ṛij-manaḥparyāya jñāna, vipula-manaḥparyāya-jñāna und/oder kevala-jñāna; d.h. direkte Erfahrung bzw. Begenung mit einem manaḥparyāya-jñānī oder kevalī – d.i. mit einer Person mit Gedankenlesen-Wissen mit mindestens einem ṛddhi (übernatürlichen Macht) zusammen.

    Mukta: befreit.

    Pāragata: jemand, der das weltliche Leben durchschritten hat.

    Paramparāgata: jemand, der die Tradition des Kommens und Gehens überdauert hat.

    Anta-kṛta: jemand, der seine letzten Aktivitäten abgeschlossen oder beendet hat.

    Sarva-duḥkha-prahīṇa: jemand, der alles Elend beendet hat.

    [5] Quelle: Bhagavatī Sūtra, K.C. Lalwani Übersetzung, Jain Bhawan, Kalkutta Nachdruck 1999, Erstausgabe. 1973, Bd. I, Śataka 2, Uddeśaka 1, S. 150f. oder (englisch) Jñāna vinaya (viṇao) tapa [part 361-392]. 

    [6] Bhagavatī Sūtra, K.C. Lalwani Übersetzung, Jain Bhawan, Kalkutta Nachdruck 1999, Erstausgabe. 1973, Bd. I, Śataka 2, Uddeśaka 1, S. 150f. oder (englisch) Jñāna vinaya (viṇao) tapa [part 361-392].

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