Wissen ist die Wurzel jeder spirituellen Aktivität
Saṃvara [Teil 232]
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Die Lehre beginnt mit dem Guten und dem Angenehmen. Beides beschäftigt den Menschen, obwohl die Ziele unterschiedlich sind. Wer das Gute wählt, ist gut dran. Wer das Angenehme wählt, ist an das Rad des Lebens gebunden und lebt inmitten von Illusionen, betört von den Freuden der Welt. Diese Narren sind wiederholten Geburten und Toden unterworfen und drehen sich im Kreis wie die Blinden, die von Blinden geführt werden. Sie sind sogar Yamas Untertan. Doch der Weg des Guten führt zum Selbst. Wunderbar ist derjenige, der lehrt, und weise ist derjenige, der es erreicht. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, indem man den anderen Weg aufgibt, der zum Elend von saṃsāra (Durchlaufen einer Abfolge von Zuständen, Kreislauf der irdischen Existenz, weltliche Illusion) führt. So erkennen wir in dieser Lehre von Yama die Betonung der Selbstverwirklichung als Lebensziel. Dieses Ziel kann nur durch Selbstverleugnung, Freiheit von den Verlockungen der Umwelt, erreicht werden. Der Opferkult ist diesem Weg der spirituellen Disziplin untergeordnet. Hier erkennen wir die Bewegungen großen religiösen Denkens. In Fortsetzung dieser Lehre beschreibt Yama die Natur des ātman (die individuelle Seele, das Selbst, das abstrakte Individuum). Das Selbst wird nicht geboren und stirbt nicht. Es ist allwissend. Es wird nicht erschaffen und erschafft nichts. Es hat weder Anfang noch Ende. Es vergeht nicht, selbst wenn der Tod den Körper ereilt. WENN DER MÖRDER DENKT, DASS ER TÖTET, UND DER GETÖTETE DENKT, DASS ER GETÖTET WURDE, KENNT KEINER VON IHNEN DAS SELBST, DENN DAS SELBST TÖTET WEDER NOCH WIRD ES GETÖTET. Es ist körperlos und doch in allen Körpern unveränderlich und doch in allen sich verändernden Dingen. Der Weise, der das Unendliche kennt, das allgegenwärtige Selbst, kennt keinen Kummer mehr. Die Natur der Seele unterscheidet sich daher von der des Körpers. Das Erfassen dieser Wahrheit ist das Tor zur Weisheit. Aber dieses große Selbst liegt inmitten verschiedener Sinne, die es in die Irre führen zu den wertlosen Schätzen der Welt. Dieses Selbst kann nicht durch bloßes Lernen oder sogar durch viel heiliges Wissen erlangt werden. Es kann nur durch die Gnade des großen Selbst erreicht werden. Spirituelle Freiheit kann durch einen Prozess der minutiösen spirituellen Entwicklung erlangt werden. Hier wird die Allegorie des Streitwagens eingeführt. Yama setzt seine Lehre fort und vergleicht die Seele mit dem Streitwagen und die Sinne mit den widerspenstigen Pferden. Nur durch die Kontrolle der Sinne erlangt das Selbst Freiheit. Wir werden hier an dieselbe Allegorie bei Platon erinnert. Er vergleicht die Seele mit einem von Pferden gezogenen Streitwagen. Bei den Göttern sind die geflügelten Pferde gut und kontrollierbar, und sie führen die Vernunft nie in die Irre, aber beim Menschen ist eines dieser Pferde widerspenstig und zieht das andere. Daher ist der ethische Konflikt in der Natur des Menschen auf den Konflikt zwischen Vernunft und Sinnen zurückzuführen. Dieselbe Analogie findet sich in Yamas Lehren. DIE BEFREIUNG VON DER KETTE DER GEBURT UND TOD KANN NUR DURCH SPIRITUELLE REINHEIT ERREICHT WERDEN. Auch hier fällt uns wieder die Unterordnung des Opferkults unter die moralische Disziplin auf.
Dann kommt Yama zu dem Punkt, der die Diskussion in Gang gesetzt hat:
„Oh Gautama, ich werde dieses Mysterium noch einmal verkünden: Das ewige Selbst und sein Jenseits. Manche Seelen gehen in andere Geburten über. Manche gehen in andere Körper über, je nach ihrem Wert und Wissen.“ Daher haben wir die nachdrückliche Billigung der Lehre der Seelenwanderung. Seelen gehen nach dem Tod in eine andere Geburt über, die von ihrem eigenen Karma (Handlungen) und Jñāna (Richtiges Wissen ist von 5 Arten – 1. Sinneswissen, 2. Schriftwissen, 3. Ahnung – diese drei können richtig oder falsch sein; nur richtig sind das 4. Wissen – Gedankenlesen-Wissen von Menschen mit reinen Gedanken und 5. Kevala – Wissen von Gedanken aller; 4. Und 5. Wissen sind mit übernatürlichen Fähigkeiten verbunden und ab hier schmeckt man den Tod nicht mehr) bestimmt wird. Dies ist das Grundprinzip, auf dem die zukünftigen indischen Systeme entstanden. DAS SELBST, DAS NOCH NACH VERGENÜGEN SUCHT, IST AN DAS RAD DER GEBURT UND DES TODES GEBUNDEN; MANCHE GEHEN AUF, MANCHE GEHEN AB; MANCHE SIND MIT GLÜCK AUSGESTATTET, ANDERE MIT ELEND, ABER ALLE TEILEN DAS UNIVERSELLE KARUSSELL VON SAṂSĀRA. Doch nur das Selbst, das seine wahre spirituelle Natur erkennt, sich vor den Verlockungen der Welt rettet und sich selbst strenge spirituelle Disziplin auferlegt, kann die Wahrheit erkennen, der Illusion entkommen und die nie versagende Glückseligkeit wahrer Freiheit erlangen.
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