Wissen ist die Wurzel jeder spirituellen Aktivität
Saṃvara [Teil 122]
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Bhāvasaṃvara ist von sieben Verschiedenartigkeiten: Vrata, Samiti, Gupti, Dharma, Anuprekṣā, Parīṣaha-jaya und Cāritra. Jede von diesen wiederum ist geteilt in verschiedenartige Unterklassen.
A. Vrata oder Gelübde ist von fünf Arten, nämlich Ahiṃsā (Enthaltung von Verletzung), Satya (Wahrhaftigkeit), Achaurya oder Asteya (Enthaltung von Stehlen), Brahmacharya (Enthaltung von sexuellen Vergnügungen) und Aparigraha (Enthaltung von Annahme weltlicher Objekte). Umasvami hat diese fünf Verschiedenartigkeiten des Gelübdes erwähnt und hat jedes von ihnen definiert. In Prasna Vyakarana wird Saṃvara gesagt nur von fünf Verschiedenartigkeiten zu bestehen. Diese fünf Verhaltensregeln (Pancha Silas) der Buddhisten entsprechen den fünf Vratas des Jainismus und eine Parallele kann auch in den Geboten gefunden werden, solche wie, „Du sollst nicht töten,“ „Du sollst nicht stehlen,“ „Du sollst nicht Ehebruch begehen,“ usw. welche durch Christenheit verkündet werden.
B. Samiti oder Achtsamkeit ist von fünf Arten:
a) Irya, d.h. Durch Menschen und Tiere getretene Pfade in solcher Weise zu verwenden, die keine Verletzung zu irgendeinem Geschöpf bewirken
b) Bhasa, d.h. liebenswürdige und zuträgliche Rede
c) Esana, d.h. Almosen erhaltend, die im Jaina Kanon gerügten Fehler vermeidend
d) Adna-niksepa, d.h. Dinge empfangen und nur nach Überprüfung behalten, welche für religiöse Zwecke notwendig sind und
e) Utsarga, d.h. auf Rufe der Natur an unbesuchten Orten zu warten.
C. Gupti oder Einschränkung ist von drei Arten:
a) Kaya-gupti oder Einschränkung der Bewegungen des Körpers
b) Vag-gupti oder Einschränkung der Zunge, so dass sie nicht schlechte Sprache äussern könnte und
c) Mano-gupti oder Einschränkung des Geistes von über verbotene Angelegenheiten zu denken.
D. Dharma oder Beachtung ist von zehn Arten: die Einhaltung von
a) Uttam Kshama oder hervorragende Vergebung
b) Uttama Mardava oder vortreffliche Bescheidenheit
c) Uttam Arjava oder vortreffliche Aufrichtigkeit
d) Uttama Satya oder vortreffliche Wahrheit
e) Uttama Saucha oder vortreffliche Klarheit
f) Uttama Samyama oder vortreffliche Einschränkung
g) Uttama Tapa oder vortreffliche Busse
h) Uttama Tyaga oder vortrefflicher Verzicht
i) Uttama Akinchanya oder vortreffliche Ununterschiedlichkeit[1]
j) Uttama Brahmacharya oder hervorragendes Zölibat
Die siebte Verschiedenartigkeit von Dharma, nämlich Uttama Tapa ist, wiederum von zwei Arten:
I. Vahya (äusserlich) und
II. Avyantar (innerlich).
Vahya Tapa (äusserliche Busse) besteht aus
i. Anasana (zu fasten)
ii. Avamodarya (Regulierung der Diät)
iii. Vritti-parisankhyana (Regulierung der Mahlzeiten durch die vorgeschriebenen Regeln in den Jaina Schriften über Almosen zu betteln einzuhalten)
iv. Rasa parityaga (Verzicht auf appetliches Essen)
v. Vivikta-sayyasana (zu sitzen und zu liegen an ruhigen und einsamen Orten) und
vi. Kaya-Klesa (ausüben von körperlichen Einschränkungen).
Avyanrara Tapa (innere Busse) besteht aus
i. Prayaschitta (Sühne/Abbüssung)
ii. Vinaya (Ehrerbietung)
iii. Vaiavrirya (Dienst)
iv. Svadhyaya (Studium der Schriften)
v. Vyutsarga (weltliche Objekte und Gedanke über dieselben aufzugeben) und
vi. Dhyana (Meditation).
E. Anupreksa oder Überlegung ist von zwölf Arten:
a. Anityanuprksa oder Überlegung, dass jedes Ding in dieser Welt vergänglich ist
b. Asarananupreksa oder Überlegung, dass es keine andere Zuflucht für uns in dieser Welt gibt, ausser unserer eigenen Wahrheit
c. Samsaranupreksa oder Überlegung über die Zyklen der weltlichen Existenz
d. Ekatvanupreksa oder Überlegung, dass eine Person allein und individuell für seine eigenen Handlungen verantwortlich ist, ob gut oder schlecht
e. Anyatvanupreksa oder Überlegung, dass nicht-Ego getrennt ist vom Ego
f. Asuchitvanupreksa oder Überlegung, dass der Körper und alles das zu ihm gehört, unrein ist
g. Asravanuyreksa oder Überlegung über den Zufluss von Karma
h. Saṃvaranupreksa oder Überlegung über die Stoppung des Zuflusses von karma
i. Nirjaranupreksa oder Überlegung über die Entfernung von fremden Energien, welche schon in die Seele eingetreten sind
j. Lokanupreksa oder Überlegung über Seele und Materie und die wirklichen Substanzen dieses Universums
k. Bodhidurlabhanupreksa oder Überlegung über die Schwierigkeit vollkommenen Glauben, vollkommenes Wissen und vollkommenes Verhalten zu erreichen und
l. Dharmanupreksa oder beständige Überlegung über die wesentlichen Grundsätze des Universums.
F. Parīsahā-Jaya oder die Mühseligkeiten zu erobern ist die sechste Art von Saṃvara. Die Mühseligkeiten, die einen Einsiedler bedrängen können sind von verschiedenartigen Arten. Sig über all diese Mühseligkeiten zu gewinnen ist bekannt als Parisaha-jaya. Die Verschiedenartigkeiten von diesen sind:
a. Ksudha-parīsahā-jaya oder der Sieg über die Mühseligkeiten von Hunger
b. Pipasa-parisaha-jaya oder der Sieg über die Mühseligkeiten von Durst
c. Sita-parīsahā-jaya oder Sieg über die Mühseligkeiten von Kälte
d. Usna-parīsahā-jaya oder der Sieg über die Mühseligkeiten von Hitze
e. Dama-masaka-parīsahā-jaya oder der Sieg über die Mühseligkeiten von Moskitos und Stechmücken
f. Nagnya-parīsahā-jaya oder der Sieg über das Gefühl von Scham aufkommend aus Nacktheit
g. Arati-parīsahā-jaya oder der Sieg über das Gefühl von Unzufriedenheit mit Hunger, Durst, usw.
h. Stri-parīsahā-jaya oder der Sieg über die Störung der Ruhe bei der Ansicht von hübschen Frauen oder die Bewegungen von ihnen
i. Charya-parīsahā-jaya oder der Sieg über die Gefühle von Müdigkeit, aufkommend aus auf den Strassen zu reisen
j. Nisadya-parīsahā-jaya oder Sieg über das Begehren sich von einer fixen Haltung in Meditation zu bewegen
k. Sayya-parīsahā-jaya oder der Sieg über das Begehren eines Bettes, verboten in den Jaina Schriften
l. Akrosa-parīsahā-jaya ist die Gefühle von Zorn zu besiegen, wenn man durch andere beleidigt wird
m. Badha-parīsahā-jaya oder die Besiegung von schlecht-zu-fühlen gegen einen Feind der zu töten kommt
n. Yachana-parīsahā-jaya oder das Begehren zu besiegen, irgendetwas von irgendjemandem zu fragen, selbst zur Zeit des grössten Bedarfs
o. Alabha-parīsahā-jaya ist der Sieg über das Gefühl von Unzufriedenheit, aufkommend von nicht weltliche Dinge zu erhalten
p. Roga-parīsahā-jaya oder der Sieg über Schmerz zu fühlen aufzukommen von Winden in den Füssen beim schreiten über Dornen, usw.
q. Trina-sparsa-parīsahā-jaya[2] oder der Sieg über Schmerz zu fühlen aufzukommen von Winden in den Füssen beim schreiten über Dornen, usw.
r. Mal-parīsahā-jaya ist die Gefühle von Ekel zu besiegen, welche aufkommen beim Sehen von jemandes Körper unrein zu sein
s. Satkarapuraskara parīsahā-jaya oder der Sieg über das Begehren Achtung, Lob oder Lohn zu gewinnen
t. Prajna-parīsahā-jaya oder der Sieg über das Gefühl von Stolz bei jemandes Lernen
u. Ajnana-parīsahā-jaya oder der Sieg über das Gefühl von Verzweiflung, aufkommend aus dem Versagen Wissen zu gewinnen durch gewisse Hindernisse und
v. Adarsana-parīsahā-jaya oder Eroberung des Gefühls der Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit, wenn jemand versagt begehrte Früchte zu erlangen, selbst nach ausüben von Bussen, usw.
Dies sind die zweiundzwanzig Arten von Sieg über Mühseligkeiten.
G. Cāritra oder Richtiges Verhalten ist von fünf Arten:
a. Samayika-charitra (Gleichmütigkeit) bestehend von Selbst-Versunkenheit in welcher sich eine Person während ihres ganzen Lebens oder für eine gewisse fixierte Zeitspanne zurückhält von Verletzung, Falschheit, Lust, Stehlen, Annahme von Dingen, welche nicht gegeben sind
b. Chhedopasthapana (Umsiedlung nach einem Brechen) bestehend aus Strafen für Fehler aufkommend von Unachtsamkeit oder Nachlässigkeit wegen welcher jemand seine Gleichmütigkeit verliert. (Dies kann deshalb gesagt werden auf einem Versuch zu bestehen, Gleichmütigkeit nach einem Fall von demselben wiederzugewinnen)
c. Parihara-visuddhi (erlangte Reinheit durch Zurückhaltung von Verletzung an lebenden Wesen), welche nur gefunden wird in einem Heiligen, der 30 Jahre alt seiend, einem Tîrthaṇkar für drei bis neun Jahre dient, der ohne Unachtsamkeit ist und versunken in Selbst-Betrachtung, und der andere Einhaltungen ausübt
d. Suksemasamparaya, bestehend aus Verhalten in welchem nur die Leidenschaft Geiz/Gier in einem sehr feinstofflichen Zustand vorhanden ist, während alle anderen Leidenschaften vernichtet worden sind. (Diese Art von Verhalten ist nur in jemandem, der die zehnte Stufe der Entwicklung erreicht hat)[3]
e. Yathakhyata (Vollkommen Richtiges Verhalten) charakterisiert durch Verdrängung oder Zerstörung aller Leidenschaften.
Wir haben somit gesehen, dass Saṃvara zuerst in zwei Klassen geteilt ist; Bhāva-saṃvara und Dravya-saṃvara, die erste derer wiederum hat viele Unterteilungen. Die erste Verschiedenartigkeit von Bhāvasaṁvara, nämlich Vrata wird nicht als solches gezählt durch Umaswami, Amrita chandra suri und Svamikartikeya. Abhayadeva Acharya wiederum sagt in seinem Kommentar über Sthānāṅga Sūtra, dass Saṃvara von 42 Arten ist.[4]
In den Jain Epen finden wir Vrata auch nicht in den Unterteilungen von Saṃvara einbezogen, sondern nur Gupti, Samiti, Dharma, Anuprekṣā, Parīṣahajaya und Cāritra sind als Verschiedenartigkeiten von Saṃvara erwähnt. Vrata mit all seinen fünf Verschiedenartigkeiten wird jedoch in allen oben erwähnten Werken erwähnt, obwohl nicht als eine Unterteilung von Saṃvara, doch als ein zu Avrata entgegengesetzter Faktor.
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[1] Vgl. Nemichandra’s Dravya-saṃgraha, Vers 35, Fussnote 1 http://sonnenstube.org/xa/jain/digambara/Werke/nemichandra/dravya_samgraha/35.htm#_ftn1.
[2] Vgl. Nemichandra’s Dravya-saṃgraha, Vers 35, Fussnote 2 http://sonnenstube.org/xa/jain/digambara/Werke/nemichandra/dravya_samgraha/35.htm#_ftn2.
[3] Vgl. Nemichandra’s Dravya-saṃgraha, Vers 35, Fussnote 3 http://sonnenstube.org/xa/jain/digambara/Werke/nemichandra/dravya_samgraha/35.htm#_ftn3.
[4] Für die Einzelheiten, siehe oben Saṃvara [Teil 94], Fussnote 2 https://www.om-arham.org/pages/view/13558/sa%E1%B9%81vara#_ftnref2.