PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [283 von 285]
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Anhang I [66 von 67]
Literarische Nachweise
IX, 14. Kuṇāla [1] https://www.om-arham.org/blog/view/9339/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.
Auszug [15 von 15] aus der nordbuddhistischen Legendensammlung Divyāvadāna
Da vernahm der König Aśōka, dass es ein Anschlag Tiṣyarakṣitās war. Der König liess Tiṣyarakṣitā kommen und sprach:
„Wie, du Gottlose,[1] versinkst du nicht in die Erde?
Ich hacke dir den Kopf ab mit Axthieben.
Ich stosse dich von mir, da du eine zu grosse Sünde begangen hast.
Wie ein Wohlgesinnter Reichtum, der mit Unrecht verbunden ist."
Der König, von Zornfeuer flammend, sah Tiṣyarakṣitā an und sprach:
„Soll ich ihr die Augen ausreissen und ihren Leib zerreissen mit scharfen Dolchen,
Soll ich sie lebendig pfählen, oder ihr die Nase absägen?
Oder soll ich ihr die Zunge mit einem Messer ausschneiden,[2] oder soll ich sie mit Gift füllen und töten?"
Solche und andere Mittel, sie zu töten in vielfältiger Weise nannte der König.
Als dies aber Kuṇāla hörte, sagte er mitleidig und hochherzig zu seinem Vater:
„Wenn Tiṣyarakṣitā unedel handelt, so handle du edel und töte nicht ein Weib.
Keine Frucht ist gleich der Freundschaft. Geduld hat der Buddha dem König vorgeschrieben."
Und wieder neigte sich der Prinz vor seinem Vater, legte die Hände zusammen und sprach die aufrichtigen Worte:
König, kein Leid betrübt[3] mich, kein Zorn quält mich „über die schwere Schädigung.
So wahr mein Herz der Mutter vergeben hat, weil ich die Augen mir selbst ausgerissen habe,[4]
So wahr soll sogleich mein früheres Augenpaar mir werden."
Kaum hatte er dies gesagt, da erschien an ihm ein Augenpaar, welches noch schöner war, als das frühere.
König Aśōka aber liess seinen Zorn nicht fahren, sondern liess Tiṣyarakṣitā in eine mit Harz bestrichene Hütte bringen und darin verbrennen, und die Bürger von Takṣaśilā liess er töten." —
Die Episode vom herausgerissenen Auge ist mit der Śibi-Legende verbunden in Ārya Śūras Jātakamālā II (Speyer, The Gātakamālā S. 8 ff. nebst Anm. S. 19).
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[1] dhanya in der Bedeutung „ungläubig", "Atheist" nur aus Lexikographen belegt. Die gewöhnliche Bedeutung "Glückliche" paßt hier nicht. An anderen Stellen steht ein Wort dhanva, wofür die Herausgeber zweifelnd die Bedeutung „dumm" annehmen. Vielleicht ist es hier einzusetzen.
Sanskrit:
dhanya = Atheist, Ungläubiger; heilsam, gesund; Reichtum, Fülle bringend oder verleihend; ein Zauberspruch um magische Waffen zu gebrauchen oder zurückzuhalten; Vatica Robusta; Amlabaum – Wikipedia; (auch) Koreander; Schatz, Reichtum.
[2] Statt kṣareṇa (kṣara = wegschmelzend, entschwindend kṣareṇa als instrumentale Ursache) lese ich kṣureṇa.
[3] wörtl.: "beschmutzt".
[4] Hier zeigt der Text die auch im Jātaka so häufige Erscheinung, daß der Inhalt der Verse dem der Prosa widerspricht. Zugleich wird Hēmacandras Fassung hier als die ursprünglichere bestätigt.