PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [273 von 285]

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    Anhang I [56 von 67]

    Literarische Nachweise

     

    IX, 14. Kuṇāla [1] https://www.om-arham.org/blog/view/9339/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.

    Auszug [5 von 15] aus der nordbuddhistischen Legendensammlung Divyāvadāna

     

    Der (Prinz) zog fort und gelangte nach und nach nach Takṣaśilā. Als dies die Bürger von Takṣaśilā hörten, schmückten sie 2 ½ Yōjana weit die Strasse und die Stadt und gingen ihm mit gefüllten Krügen[1] entgegen. Und (der Erzähler) wird sagen:

    „Als die Bürger von Takṣaśilā es gehört hatten, nahmen sie juwelengefüllte Töpfe und andere Gefässe

    Und gingen ihm schnell entgegen, den Königssohn zu ehren."

    Einer ging entgegen und sagte mit zusammengelegten Händen: „Wir sind dem Prinzen nicht feindlich, nicht dem König Aśōka; sondern böse Minister sind gekommen und tun uns Schande an." Dann begleiteten sie Kuṇāla unter grossen Ehren nach Takṣaśilā.

    Und der König Aśōka wurde sehr krank. Er begann, aus seinem Munde zu entleeren, und aus allen Poren floss Unreinheit, und niemand vermochte ihn zu heilen. Da sagte der König: „Bringet mir Kuṇāla, ich will ihn zum König machen. Was ist mir ein solches Leben nütze?"

    Als dies Tiṣyarakṣitā gehört hatte, dachte sie: „Wenn er Kuṇāla zum König macht, dann ist mein Leben verloren." Sie sagte: „Ich will dich gesund machen; aber du musst den Ärzten den Zutritt verbieten." Da verbot der König den Ärzten den Zutritt. Da sagte Tiṣyarakṣitā zu den Ärzten: „Wenn jemand, von dieser Krankheit betroffen, sei es ein Weib oder ein Mann, hierherkommt, so sollt ihr mir ihn zeigen."

    Nun war ein Hirte von dieser Krankheit betroffen. Dessen Frau meldete einem Arzte die Krankheit. Der Arzt sagte: „Der Kranke soll kommen. Ich will seine Krankheit untersuchen und ihm ein Heilmittel nennen." Da kam der Hirte zu dem Arzt und wurde von diesem zu Tiṣyarakṣitā geführt. Tiṣyarakṣitā beraubte ihn an einem verborgenen Orte des Lebens. Nachdem sie ihn des Lebens beraubt hatte, schnitt sie ihm den Bauch auf und betrachtete den Ort, in dem die verdaute Speise liegt. In seiner Eingeweide kam ein grosser Wurm zum Vorschein. Wenn dieser nach oben kriecht, lässt er dort die Unreinheit ausfliessen; kriecht er nach unten, lässt er sie unten ausfliessen. Sie zerstiess Pfefferkörner und gab sie ihm: er aber starb nicht. Ebenso langen Pfeffer und Ingwer. Als sie ihm endlich Zwiebel gab und er davon berührt wurde, starb er und ging auf dem Weg der Exkremente ab. Dies war die Erklärung (?).

    Da sagte sie zum König: „Majestät, iss eine Zwiebel. Du wirst gesund werden." Der König sagte: „Königin, ich bin ein Kṣatriya; wie dürfte ich eine Zwiebel essen?" Die Königin sprach: „Majestät, um dein Leben zu retten, musst du dieses Heilmittel geniessen." Der König ass, und der Wurm starb und ging auf dem Weg der Exkremente ab; und der König wurde gesund.

    In seiner Zufriedenheit liess er die Königin eine Gnadengabe wählen: „Welche Gnadengabe soll ich dir geben?" Sie sagte: „Der König übergebe mir auf sieben Tage die, Regierung." Der König sprach: „Was soll da aus mir werden?" Die Königin antwortete: „Nachdem die sieben Tage vergangen sind, soll Majestät wieder König sein." Da übergab der König Tiṣyarakṣitā auf sieben Tage die Regierung. Da kam ihr der Gedanke:[2] „Jetzt werde ich mich an Kuṇāla rächen." Sie schrieb einen gefälschten Brief an die Bürger von Takṣaśilā: „Ihr sollt dem Kuṇāla das Auge zerstören!" Und sie sprach:

    "Der mächtige und strenge König Aśōka

    Befiehlt den Leuten von Takṣaśilā:

    Reisset diesem Feinde das Auge aus!

    Er ist ein Schandfleck für das Maurya-Geschlecht."[3]

     

    [Fortsetzung 6 … Text der nordbuddhistischen Legendensammlung Divyāvadāna → … https://www.om-arham.org/blog/view/9415/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan]

     


    [1] Diese bedeuten Glück. Vgl. Zachariae, Zs. des Vereins f. Volksk. in Berlin, 1905, S. 77, Anm. 4.

    [2] Man sieht hier das Ungeschick des buddhistischen Erzählers: ursprünglich muß natürlich der Wunsch, Kuṇāla zu blenden, die Ursache gewesen sein, aus der sie sich die siebentägige Königsgewalt übertragen ließ.

    [3] Oben VllI, 337.