PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [272 von 285]
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Anhang I [55 von 67]
Literarische Nachweise
IX, 14. Kuṇāla [4] https://www.om-arham.org/blog/view/9339/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.
Auszug [4 von 15] aus der nordbuddhistischen Legendensammlung Divyāvadāna
Da empörte sich in Nordindien des Königs Aśōka Stadt Takṣaśilā. Als dies der König hörte, wollte er selbst zu Felde ziehen. Da sagten die Minister zu ihm: „Majestät, schicke den Prinzen; der wird den Aufstand unterdrücken." Der König rief Kuṇāla und sagte: „Mein Kind Kuṇāla, willst du nach der Stadt Takṣaśilā ziehen, den Aufstand zu unterdrücken?" Kuṇāla sagte: „Gern, Majestät, will ich ziehen."
Als so der König die Gesinnung seines Wunsches, welcher Sohn hiess, gehört hatte, und einsah, dass er infolge seiner Liebe und seines Verstandes geeignet war, gab er selbst den Kriegszug auf und beauftragte ihn damit.
Da liess der König Aśōka die Stadt und die Strasse schmücken, liess die Alten, Kranken und Elenden[1] von der Strasse entfernen, stieg mit dem Prinzen auf einen Wagen und fuhr mit ihm aus Pāṭaliputra hinaus. Als er ihn begleitet hatte und umkehren wollte, fiel er Kuṇāla um den Hals, betrachtete sein Auge und sagte weinend:
„Desjenigen Augen sind selig, und diejenigen Leute haben Augen,
Welche immer den Antlitzlotus des Prinzen sehen werden."
Da sagte ein der Astrologie kundiger Brahmane: „Bald wird der Prinz seine Augen verlieren. Der König Aśōka hängt zu sehr an seinen Augen". Er sah sie an und sprach;
„Die Augen des Königssohnes sind hell,
Und der Herr der Erde ist auch in sie verliebt.
Ich sehe diese schönheitsreichen und glückbringenden
Augen heute zerstört werden.
Diese Stadt ist erfreut wie der Himmel,
Und ihre Freude hat ihren Grund im Anschauen des Prinzen.
Wenn aber sein Auge zerstört ist,
Wird der Schmerz das Herz dieser Stadt erfüllen."
[Fortsetzung 5 … Text der nordbuddhistischen Legendensammlung Divyāvadāna → … https://www.om-arham.org/blog/view/9414/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan]
[1] Deren Anblick Unheil bringt. Vgl. IX, 40 nebst Anm. 2, Kuṇāla [6] https://www.om-arham.org/blog/view/9344/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan (*Chauvin, Bibl. des ouvr. ar. II, 205 und V, S. 160, Nr. 84). Bei Aśvaghōṣa, Buddhacarita III, 4 u. 5 wird ebenso der Weg von Alten, Kranken und Krüppeln gesäubert. Merkwürdig ist, daß dieselbe Anordnung auf der Reise Marie Antoinettes nach Paris getroffen wurde. Vgl. Goethes Dichtung und Wahrheit, Buch 9 (Ausg. letzter Hand 25, 237).