PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [269 von 285]

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    Anhang I [52 von 67]

    Literarische Nachweise

     

    IX, 14. Kuṇāla [1] https://www.om-arham.org/blog/view/9339/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.

    Auszug [1 von 15] aus der nordbuddhistischen Legendensammlung Divyāvadāna

     

    „An dem Tage, an welchem der König Aśōka 84000 Religionsedikte hatte aufstellen lassen, kam seine Königin namens Padmāvatī nieder. Es wurde ihm ein wohlgebildeter, schöner, holdseliger Sohn geboren, dessen Augen überaus lieblich waren.

    Da wurde es dem König gemeldet: „Majestät, wachse an glücklicher Fügung! Ew. Majestät ist ein Sohn geboren." Als dies der König gehört hatte, freute er sich sehr und sagte:[1]

    Mir ist eine grosse, gewaltige Freude zu teil geworden.

    Des Maurya-Geschlechts höchstes Heil.

    Da ich dem Gesetz entsprechend die Regierung führe,

    So soll der geborene Sohn Dharmavivardhana[2] sein."

    So wurde dem Sohne der Name Dharmavivardhana gegeben. Dann wurde der Prinz dem Könige Aśōka gereicht. Als nun der König den Prinzen betrachtete, sagte er frohgesinnt:

    Mein Sohn hat treffliche Augen von vorzüglicher Reinheit,

    Einem schönen blauen Lotus vergleichbar.

    Sein geschmücktes Antlitz ist schön.

    Es leuchtet wie der Vollmond."

    Dann sagte der König zu seinen Ministern: „Bei wem habt ihr solche Augen gesehen?" Die Minister sagten: „Majestät, an einem menschlichen Wesen haben wir sie nicht gesehen; aber, Majestät, auf dem König der Gebirge, dem Himālaya, lebt ein Vogel namens Kuṇāla, der hat ähnliche Augen. Und man sagt:

    Auf dem König, der der Fürst des Schnees ist, dessen Hörner Felsen und Berge sind.

    Der Schösslinge und Blumen erzeugt und reich an Wasser ist,

    Wohnt ein Vogel namens Kuṇāla;

    Seinen Augen gleichen die des Prinzen."

    Da sagte der König: „Man bringe mir den Kuṇāla." Auf ihn hörten von der Höhe eines Yōjana[3] die Yakṣa,[4] in der Tiefe eines Yōjana die Nāga.[5] Da brachten die Yakṣa augenblicklich den Vogel Kuṇāla. Der König betrachtete sehr lange die Augen des Kuṇāla, konnte aber nicht den geringsten Unterschied entdecken. Da sagte der König: „Die Augen des Prinzen gleichen denen des Kuṇāla; darum soll der Prinz Kuṇāla heissen." Und (der Erzähler)[6] wird sagen:

    "Da sagte der Herr der Erde aus Liebe zu den Augen: der Sohn heisse Kuṇāla;

    Und von da ab wurde auf Erden berühmt der Name des Königssohns, dessen Wesen edel war."

     

    [Fortsetzung 2 … Text der nordbuddhistischen Legendensammlung Divyāvadāna → … https://www.om-arham.org/blog/view/9411/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan]

     


    [1] Die eingerückten Zeilen sind im Sanskrit-Text Strophen.

    [2] „Das Gesetz wachsen lassend".

    [3] Ein indisches Längenmaß.

    [4] S. oben EinL S. 17,30.

    [5] Schlangendämonen.

    [6] Das Eingeklammerte steht nicht im Sanskrit-Text. Die ind. Erzählungswerke wurden meist mündlich verbreitet. Solche Anweisungen für den Erzähler finden sich darum öfter in ihnen.