PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [209 von 284]

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    Canakya [31 von 31]

     

    Cāṇakyas Rache [1 von 1]

    Am folgenden Tage bat sich Subandhu von Bindusāra das Haus des Cāṇakya zur Wohnung aus; denn er begehrte in den Besitz des Reichtums zu gelangen, den Cāṇakya, wie er annahm, hinterlassen hatte. Der König willigte ein, und als Subandhu in das Haus kam, erblickte er in ihm den Korb, dessen Öffnung mit hundert Schlössern verschlossen war. Und er dachte: „Hier befindet sich Cāṇakyas ganzes Vermögen; sonst würde er nicht einen solchen Verschluß mit hundert Schlössern angebracht haben." Darauf erbrach er die Schlösser des Korbes, wie die Fußketten eines aus dem Kerker hervorgezogenen Gefangenen. Als er in ihm die Dose fand, dachte er in seinem Herzen: „Sicherlich ist dies ein Juwelenkästchen, da es so sorgfältig verwahrt ist." Er sprengte sie also gleichfalls auf, wie eine Kokosnuß, und sah in ihr die wohlriechenden Substanzen, die einen himmlischen starken Duft verbreiteten. Er sog die Wohlgerüche ein, wie eine duftheischende Biene; dann aber schüttelte er sehr verwundert den Kopf. Da sah er das beschriebene Birkenrindenblatt, und da er glaubte, es sei ein Vermögensverzeichnis, so las er: „Wer diese Düfte gerochen hat und darnach nicht das Leben eines Mönches führt, den wird sogleich der Tod zu Gaste laden."

    Als er diese Worte gelesen hatte, faßte ihn tiefe Niedergeschlagenheit: denn er wußte wohl, daß ein Zauber Cāṇakyas nicht unwirksam war. Trotzdem wollte er die Worte, die das Blatt enthielt, auf ihre Wahrheit prüfen; und deshalb ließ er jemand an die Wohlgerüche riechen und bewirtete ihn dann mit himmlischer Speise. Und als der Mann sogleich starb, da begann Subandhu einen mönchischen Lebenswandel und begehrte hinfort nicht einmal in seiner Phantasie mehr die Sinnengenüsse zu kosten.

    Und so wanderte Subandhu über die Erde, ohne Verwandte,[1] ohne Seelenfrieden, weil ihm die Erlösung nicht bestimmt war,[2] tanzend an dem Faden,[3] an dem ihn der Wille zum Leben hielt.

     

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    [1] Im Sanskrittext ein Wortspiel, da Subandhu "gute Verwandte habend" bedeutet.

    [2] Einl. S. 12,1.

    [3] Das Bild ist aus dem Marionettentheater entlehnt.