PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [192 von 284]

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    Canakya [14 von 31]

     

    Cāṇakya entledigt sich Parvatas [1 von 1]

    Darauf zogen Candragupta und Parvata ein in Nandas Palast und schickten sich an, Nandas ungeheure Schätze zu teilen. Nun befand sich im Schlosse eine Jungfrau und ward darin gehütet, als wären in ihr alle Schätze vereinigt gewesen.[1] Dieser hatte König Nanda von ihrer Geburt an Gift als Nahrung reichen lassen. Zu ihr packte den Parvata eine so heftige Neigung, daß er sie in sein Herz schloß wie seine Schutzgottheit.[2] Candraguptas Lehrer gewährte sie ihm, und sogleich ging er daran, die Handergreifung zu feiern.[3] Dabei aber ging Gift von ihr auf Parvata über, weil sich der Schweiß der beiden mischte, welcher durch die Glut des Opferfeuers entstanden war. Die Stärke des übertragenen Giftes verursachte dem Parvataka heftige Pein; alle seine Glieder wurden schlaff, und er sagte zu Candragupta: „Mir ist, als hätte ich Gift getrunken; selbst das Reden ist mir schier unmöglich. Hilf mir, Freund! Gewißlich heißt's jetzt sterben." Aber während Candragupta wieder und wieder nach Beschwörern und Aerzten rief, flüsterte ihm Cāṇakya schnell die Weisung ins Ohr: «Wenn diese deine Krankheit ohne Heilmittel vergeht, so laß sie doch vergehen.[4] Schweig still und warte ab! Nur ohne ihn kann dein Heil erblühen. Wer einen Freund nicht tötet, der ihn der Hälfte seines Reiches beraubt, der wird selbst getötet. Stirbt dieser also selbst, den du sonst doch töten müßtest, so kannst du von Glück sagen."[5] Indem Cāṇakya, der Schlaueste aller Klugen, den Maurya[6] so unterwies und ihm durch Brauenrunzeln seine Meinung zu verstehen gab, hielt er ihn davon ab, Hilfe zu holen, und der König von jenem Berge des Himālaya mußte sterben. Candragupta aber kam auf diese Weise in den Besitz zweier mächtiger Reiche.

    So wurde Candragupta König, nachdem nach Mahāvīras[7] Erlösung 155 Jahre (172 v.Chr.) vergangen waren.

     

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    [2] Wörtlich: "wie eine Gottheit, an die man denken muß", nämlich in der Zeit der Not.

    [3] II, 119.

    [4] Die "Krankheit Candraguptas", die sonst durch ein "Heilmittel" (Mord) beseitigt werden müßte, ist natürlich Parvata.

    [5] Wörtlich: "so bist du im Besitze guter Werke."

    [6] d.h. den Sohn der Murā (Candragupta). Die mit ihm beginnende Dynastie ist die der Maurya.

    [7] des letzten Jina. Einl. S. 10.29 ff.