PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [191 von 284]

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    Canakya [13 von 31]

     

    Nandas Abzug und Vermählung seiner Tochter [1 von 1]

    Und nachdem diese beiden großen Krieger, Cāṇakyas Wagenlenker, diese Stadt gebrochen hatten, unterwarfen sie Nandas Reich. Mit Cāṇakyas Klugheit gerüstet belagerten die gewaltig Starken mit unermeßlichen Streitkräften die Stadt Pāṭaliputra von allen Seiten. Und da der Schatz guter Werke bei Nanda erschöpft war,[1] so waren auch sein Staatsschatz, seine Streitkräfte, sein Verstand und sein Heldentum erschöpft: denn des Glückes Güter reichen nur so weit, wie die guten Werke.

    Da nun dem Nanda das Leben bis in die Nasenspitze gestiegen war,[2] erbat er sich von Cāṇakya freien Abzug; denn wem wäre nicht sein Leben lieb? Und Cāṇakya ließ ihm sagen: "Ziehe heraus mit einem Wagen; und was du liebhast, das magst du auf ihn laden, so viel du vermagst. Niemand wird sich dir entgegenstellen, wenn du auf einem Wagen kommst. Fasse Mut und fürchte dich nicht: wie einem Brahmanen soll dir der Tod erspart bleiben".[3] Also nahm König Nanda zwei Gemahlinnen, ein Töchterlein und Kostbarkeiten so viel er vermochte auf seinen Wagen und zog aus der Stadt.

    Als aber Nandas Tochter in dem Wagen den heranziehenden Candragupta erblickte, faßte sie plötzlich heftige Liebe zu ihm, und ihre Lider wurden starr wie die einer Göttin[4]. Und mit den Strahlen ihres Antlitz-Mondes und mit Seitenblicken verhieß sie Candragupta die Freuden der Liebe. Nanda aber sagte zu ihr: "Mein Kind, wähle dir den Gatten nach Belieben; denn allgemein lobt man es an Mädchen aus der Kriegerkaste, wenn sie sich selbst einen Gatten erlesen.[5] Langes Leben und Heil seien dir beschieden. Steige ab vom Wagen und gehe von mir; und mit dir gehe zugleich die Sorge[6] um deine Vermählung."

    Da stieg sie eiligst vom Wagen und schickte sich an, auf Candraguptas herrliches Gefährt zu steigen. Aber bei dem Versuch, dies zu tun, zerbrachen an ihm neun Speichen wie Zuckerrohrstengel, die von der Maschine erfaßt sind. Und Candragupta dachte: „Wer ist diese, die in meinen Wagen will und mir dabei ein böses Omen schafft?", und wollte ihr das Einsteigen wehren. Aber Cāṇakya sprach: „Wehre ihr nicht, Candragupta! Dieses Omen hat sich zu deinem Heil begeben; daran sollst du nicht zweifeln. Das Omen bedeutet nämlich, mein Kind, daß dir übergroßes Glück beschieden ist und daß dein Geschlecht neun Grenerationen lang blühen wird".[7]

     

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    [1] Vgl. Einl. S. 21,35.

    [2] d.h. seine Lebensgeister waren bereit, ihn zu verlassen.

    [3] Die Brahmanen genießen das Vorrecht, unter allen Umständen von der Todesstrafe befreit zu bleiben.

    Literarischer Nachweis, s. Anhang I [44] https://www.om-arham.org/blog/view/9402/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.

    [4] d.h. sie sah ihn unverwandten Auges an. Die Götter erkennt man unter anderem daran, daß sie die Augenlider nicht schließen. Siehe den Kampf zwischen Bharata und Bāhubali auf Seite 307 ff. von Triṣaṣṭiśalākāpuruṣacaritra (Verhalten der 63 berühmten Menschen) Band I : OM-ARHAM.

    [5] Das bekannteste Beispiel dieser Selbstwahl findet sich im Nalalied. Es sind ausgesagt 8 Arten von Hochzeit zu sein, svayaṁvara (Selbstwahl) ist aufgeführt auf Seite 111 von Hēmacandrācārya’s Triṣaṣṭiśālakāpuruṣacaritra, Helen Johnson’s translation, Oriental Institute Baroda, Baroda 1954, Vol. IV : OM-ARHAM, und Seite 251 mit Fussnote von Triṣaṣṭiśalākāpuruṣacaritra (Verhalten der 63 berühmten Menschen) Band I : OM-ARHAM.

    [6] Wörtlich: „der Dorn". Der indische Vater ist verpflichtet, seine Tochter zu vermählen.

    [7] Das Rad ist in Indien das Symbol der Herrschaft.