PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [181 von 284]

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    Canakya [3 von 31]

     

    Cāṇakya beschließt, Reichtum zu erwerben, wird von König Nanda beleidigt und schwört ihm Verderben [1 von 1]

    Sobald aber Cāṇakya die Ursache des Kummers seiner Hausfrau vernommen hatte, sann er auf ein gefahrloses Mittel, sich Reichtum zu erwerben, und dachte: „In der Stadt Pāṭaliputra regiert König Nanda, der pflegt den Brahmanen reiche Gaben zu spenden: darum will ich zu ihm gehen."

    Mit diesem Vorsatz machte er sich auf den Weg, begab sich in des Königs Palast und setzte sich im Audienzsaal auf den ersten der Stühle, die in der vordersten Reihe standen. Diesen ersten Sitz aber, den Cāṇakya eingenommen hatte, pflegte König Nanda selbst zu zieren; denn er war sein Thron.

    Als nun Nanda mit seinem Sohne eintrat, sagte dieser: „Ein Brahmane hat sich im Schatten[1] des Königs niedergelassen." Und eine Dienerin des Königs sagte zu Cāṇakya mit freundlicher Stimme: „Setze dich auf diesen zweiten Stuhl, Brahmane!" Er aber antwortete: „Auf diesem soll mein Wasserkrug stehen." Er setzte ihn also darauf, ohne den ersten Stuhl zu verlassen. Und als er wieder und wieder aufgefordert wurde, den ersten Sitz zu verlassen, belegte er den dritten mit seinem Stock, den vierten mit seinem Rosenkranz, den fünften mit seiner Brahmanenschnur.[2] Da rief die Dienerin: „Oho! Der freche Geselle will den ersten Stuhl nicht räumen; das aber geht über alles Maß hinaus, daß er auch noch die anderen Stühle belegt. Wozu noch Rücksicht nehmen mit diesem frechen und verrückten Brahmanen?" Und damit stieß sie Cāṇakya mit einem Fußtritt von seinem Sitz.

    Da ergrimmte Cāṇakya wie eine von einem Stocke gestreifte Schlange, und angesichts der ganzen Hofgesellschaft schwur er folgenden Eid: „Samt seinem Schatz und seinen Dienern, samt seinen Freunden und seinen Söhnen, samt seiner Heeresmacht und seinen Wagen will ich den Nanda entwurzeln, wie ein gewaltiger Sturmwind einen Baum."

    Und rot im Gesicht, wie glühendes Kupfer, flammend in seinem Zorn wie ein Feuer, verließ Caṇins Sohn, die Brauen runzelnd, sogleich die Stadt.

     

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    [1] Das Bild ist vom Schatten des Baumes genommen, in dem die Wanderer vor der Sonnenglut Schutz suchen.

    [2] Die genannten Gegenstände bilden die Habe des wandernden Brahmanen. Der Stock besteht aus drei zusammengebundenen Stäben (daher "Dreistab" VlII, 303. 359). Der Rosenkranz ist bekanntlich in den Gehrauch der katholischen Kirche übergegangen. Die weiße Brahmanenschnur, das Abzeichen der Kaste, wird von der linken Schulter nach der rechten Hüfte getragen. Bei Jains wird das Ritual der Schnur bei Knaben durchgeführt, die dann die Reife erlangt haben, mit den Schriften bekannt gemacht zu werden, und geloben bis zur Heirat zölibatär zu leben. Für Einzelheiten s. Fussnote von ĀRYA RAKṢITASŪRI [7] https://www.om-arham.org/blog/view/9011/arya-rak%E1%B9%A3itasuri.