PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [180 von 284]
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Canakya [2 von 31]
Kränkung seiner Gattin[1] [1 von 1]
Eines Tages begab sich Cāṇakyas Gattin in das Haus ihrer Mutter, in dem mit großem Prunke die Hochzeit ihres Bruders gefeiert wurde. Zu diesem hohen Fest hatten sich auch ihre Schwestern eingefunden, welche kostbare Kleider und Schmucksachen trugen; denn alle waren an reiche Männer vermählt. Sie alle besaßen bunte Equipagen, waren von Zofen umgeben, hatten Sonnenschirme und andere Zeichen ihres hohen Standes, trugen Kränze auf ihren Häuptern, hatten sich mit köstlichen Salben gesalbt und trugen Betel[2] in ihren Händen, kurz, sie erschienen alle als verschiedene Gestalten, die die Göttin Śrī[3] angenommen hatte. Cāṇakyas Hausfrau dagegen trug bei Tage wie bei Nacht dasselbe grobe Kleid. Ihr Schmuck bestand aus unreinen Perlen, und abgetragen war ihr Mieder. Sie trug einen schäbigen mit Safflor gefärbten Überwurf, und ihr Mund entbehrte der Zierde des Betels.[4] Der Schmutz, der an ihrem Körper haftete, war ihre einzige Schminke. Ihre Armringe bestanden aus Blei; und durch die Arbeit, die sie beständig verrichten mußte, waren ihre Hände rauh geworden, und schmutzig ihr Haupthaar. So diente sie ihren reich verheirateten Schwestern zum Gespött; und die übrigen Hochzeitsgäste trieben gleichfalls ihren Spott mit ihr. Sie aber schämte sich sehr und drückte sich in einen Winkel, bis die Hochzeit vorüber war.
Als sie heimgekehrt war in Cāṇakyas Haus, saß sie da, das Antlitz von tiefer Niedergeschlagenheit entstellt, und die Erde betauend mit trüben Tropfen, die ihren Augen entquollen. Cāṇakya gewahrte, wie ihr Antlitz welk war gleich einer weißen Lotusblüte am Morgen. Da schnitt ihm ihr Kummer ins Herz, und er sagte zu ihr mit liebevoller Stimme: „Habe ich oder hat ein Nachbar dich gekränkt, oder haben sie dich in deinem Vaterhaus beleidigt, daß du dich also härmst, mein Lieb?" Doch sie konnte es nicht über sich gewinnen, zu erzählen, so quälte sie die angetane Schmach. Als aber ihr Gatte darauf bestand, berichtete sie endlich, was ihr begegnet war.
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[1] Literarischer Nachweis, s. Anhang I [39] https://www.om-arham.org/blog/view/9396/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.
[2] II, 726.
[3] Die indische Aphrodite.
[4] Der Betel färbt die Zähne.