PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [179 von 284]

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    Canakya[1] [1 von 31]

     

    Geburt und Omen. [1 von 1]

    Im Reiche Gōlla[2] in einem Dorfe namens Cāṇaka[3] lebte einst ein Brahmane, der hieß Caṇin, und seine Gattin hieß Caṇēśvari. Von Geburt an war Caṇin als Laie der Jaina-Gemeinde berühmt.

    Eines Tages nun verweilten Jaina-Mönche, welche das Wissen besaßen,[4] in seinem Hause. Da gebar Caṇēśvari ein Söhnchen, welches bereits alle Zähne besaß. Und als es geboren war, ließ es Caṇin vor diesen Mönchen niederfallen[5] und berichtete den Asketen, daß es mit allen Zähnen auf die Welt gekommen war. Die wissenden Asketen aber verkündeten ihm, daß aus dem Kindlein einst ein König werden würde. Caṇin dachte: „Mein Sohn soll durch die Tätigkeit, die das Königtum mit sich bringt, nicht einst der Hölle verfallen".[6] Darum zermalmte er dessen Zähne, ohne sich um die Qual zu kümmern, die er ihm verursachte. Auch dies berichtete er den Mönchen, und sie sprachen: „Weil du ihm die Zähne zermalmt hast, wird er königliche Gewalt besitzen, ohne selbst die Königswürde zu bekleiden."

    Nun gab Caṇin seinem Sohne den Namen Cāṇakya; und mit der Zeit ward Cāṇakya gleichfalls ein Jaina-Laie, und lernte alle Wissenschaften beherrschen.[7] Seine Zufriedenheit fand er einzig in der Verehrung der Asketen und vermählte sich mit einer Tochter eines vornehmen Brahmanen.

     

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    [1] Cāṇakya, sowie die Könige Nanda und Candragupta sind geschichtliche Persönlichkeiten. Candragupta ist der Besieger und spätere Freund des Seleukos Nikator, der später den bekannten Megasthenes, von dessen Werk über Indien wir leider nur Bruchstücke haben, an Candraguptas Hof nach Pāṭaliputra als Gesandten schickte. Cāṇakya gilt den Indern als größter Staatsmann. Die Zugehörigkeit Cāṇakyas zur Jaina-Kirche ist natürlich jinistische Erfindung (unbewiesene Behauptung des Indologen Johannes Hertel - Unterschrieb seine Loyalität zum NS Staat, s. Johannes Hertel (Indologe) – Wikipedia). Für weitere Dokumentation über das Zusammentreffen der Griechen mit Indien, s. oben Allgemeines zur Geschichte [1-5] https://www.om-arham.org/blog/view/9128/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.

    Literarische Nachweise, s. Anhang I [37] https://www.om-arham.org/blog/view/9395/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.

    [2] Sanskrit: golla = gola = eine Kugel (Sūryaprajñapti); eine Hemisphäre (Sūryasiddhānta); Myrrhe; Bastard einer Witwe; ein Kreis, Sphäre; ein grosser kugelförmiger Wasserkrug; Roter Arsen; Tinte; Freundin einer Frau; Name von Durga, ein Fluss, ein Land.

    [3] Sanskrit: caṇaka = die Kichererbse; Name von Cāṇakyas Vater; cāṇakya = von Kichererbsen gemacht; Cāṇakya = Name eines Ministers von Candragupta (gesagt, die Nanda-Dynastie zerstört zu haben; reputierter Autor von cānakyaśloka über Moral und Regierungsprinzipien „der Machiavelli Indiens“);

    Sanskrit: kauṭilya = anderer Name von Cāṇakya; Verworfenheit, Falschheit, Unehrlichkeit.

    [4] S. Einl. S. 22,18.

    [5] d.h. er legte es vor ihnen mit dem Gesicht nach unten auf die Erde, um ihnen seine Verehrung zu bezeigen.

    [6] S. Einl. S. 18,20 ff.

    Literarischer Nachweis, s. Anhang I [38] https://www.om-arham.org/blog/view/9396/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.

    [7] Wörtlich: "er ward einer, der ans jenseitige Ufer des Meeres aller Wissenschaften gelangt war''.