PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [167 von 284]

    (←   … https://www.om-arham.org/blog/view/9295/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan)  

    Kalpaka [3 von 14]

     

    Kalpaka Minister [2 von 6]

    Doch der König war klug, und darum ließ er einmal seinen Wäscher kommen, der an der Straße wohnte, welche an Kalpakas Tür vorüberführte, und fragte ihn: "Reinigst du die Wäsche deines Nachbars, des Brahmanen Kalpaka, oder nicht?" Als der Wäscher sagte: „Ich reinige sie", sprach der König zu ihm: „Von jetzt ab behalte die Wäsche und gib sie ihm nicht zurück!" Der "Wäscher sagte: „Es wird geschehen, wie du befiehlst", und ging.

    Als sich nun die Zeit des Kaumudī-Festes[1] nahte, sagte Kalpakas Hausfrau zu diesem: „Lieber Mann, laß heute meine kostbaren Gewänder von dem Wäscher des Königs reinigen. Denn ich will die feinen Kleider, ganz rein und farbenprächtig,[2] parfümieren und sie am Vollmondstage des Kaumudi-Festes anlegen. " Kalpaka dachte: „Wenn der Vollmondstag kommt, wird des Königs Wäscher aus Geldgier einem andern seine schönen Kleider wiedergeben, aber nicht mir. Diese Mißachtung samt dem Ärger kaufe ich nicht mit eigener Hand." Nachdem er, der Vorsichtigsten Bester, dies mit dem Auge seiner Klugheit vorausgesehen hatte, kümmerte er sich nicht um den Auftrag seiner Frau; denn die Verständigen sind keine Pantoffelhelden.[3] Als ihn jedoch seine Frau gar nicht locker ließ, trug er schließlich ihre Kleider zum Wäscher. Denn die Hartnäckigkeit der Frauen ist groß.[4]

    Der Vollmondstag war da; aber der Wäscher gab Kalpaka, welcher zu ihm kam, die Kleider nicht zurück: denn so hatte es der König befohlen. „Geh heute und komme morgen wieder!" so hielt er ihn fortwährend hin; denn er fürchtete sich nicht, weil er im Auftrage des Königs handelte. Kalpaka kam in dieser Angelegenheit täglich in das Haus des Wäschers, wie ein Schuldner in das des Gläubigers. So gingen zwei Jahre dahin, während er die Kleider zurückverlangte; denn, wenn man allzuviel Geduld zeigt, wird man schließlich verachtet. Als aber das dritte Jahr begonnen hatte, sagte Kalpaka: „Höre, du sauberer Bursche, du bist ein Spitzbube! Du hast meine Kleider verdorben! Wenn ich mir meine Kleider nicht wieder hole, nachdem ich sie in deinem Blut gefärbt habe, dann bin ich nicht Kalpaka, du elender Wäscher."

     

    [weiter … → … https://www.om-arham.org/blog/view/9297/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan]

     


    [1] III, 96.

    [2] Der Wäscher ist zugleich Färber. Vgl. unten Str. 60.

    [3] oder: "Pantoffelhelden haben kein Glück". Der Sanskritausdruck für „Pantoffelheld" ist strīmukha, „frauenmündig;'', d.h. einer, für den die Frau das Wort führt.

    [4] Wörtlich: "Der Frauengriff ist kräftig".