PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [154 von 284]
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Die Gründung von Pataliputra [10 von 20]
Puṣpavatī und ihre Kinder [1 von 11]
Als dieser Mönch bereits ein Greis war, kam er auf seiner Wanderung mit seiner Umgebung nach einer Stadt namens Puṣpabhadra, die eine Zierde des Gestades der Gaṅgā war. Dort regierte ein König namens Puṣpakētu, dessen Gattin, die ihm lieb war wie Rati dem Mīnakētu,[1] Puṣpavatī hieß.
Puṣpavatī hatte Zwillingskinder, einen Sohn und eine Tochter, welche Puṣpacūla und Puṣpacūlā hießen.
Diese beiden wuchsen miteinander auf und spielten miteinander, sodaß sie sich sehr liebgewannen. Da dachte der König: „Wenn die beiden Kinder, die einander so lieben, getrennt würden, so würden sie sicherlich nicht lange am Leben bleiben. Auch ich könnte die Trennung von ihnen nicht ertragen. Darum ist es geraten, sie beide durch das Sakrament der Ehe zu verbinden." Und der König legte seinen Freunden, seinen Ministern und seinen Bürgern die Frage vor: „Wer ist Herr über ein Juwel, welches seinem Harem entstammt?" Sie antworteten: „Der König ist schon Herr über ein Juwel, das seinem Reich entstammt, wie viel mehr, wenn es seinem Harem entstammt. Jedes Juwel, welches in seinem Reich entsteht, kann der König nach Belieben verwenden; wer sollte ihn daran hindern?" Der König stützte sich nun auf ihren Ausspruch, obwohl sie seine Absicht nicht durchschaut hatten, und führte die Verbindung seiner eigenen Kinder herbei.
Seine Gemahlin, die Königin Puṣpavatī, hatte den König daran verhindern wollen; er aber hatte ihren Einspruch nicht beachtet. Da trat sie als Laienschwester in die Jaina-Kirche ein.
Nun lebten Puṣpacūla und Puṣpacūlā als Paar in ehelicher Gemeinschaft und waren sehr ineinander verliebt. Als schließlich Puṣpakētu gestorben war,[2] wurde Puṣpacūla König und regierte mit reinen Herrschertugenden.
Die Königin Puṣpavatī suchte nun ihre Kinder von ihrer Sünde abzubringen; da sie aber auch von ihnen verachtet wurde, verlor sie die Lust am Leben und nahm das Ordensgelübde auf sich.
Nach ihrem Tode wurde sie infolge ihres Eintritts in den Orden als Gott wiedergeboren; denn wenn dieser Eintritt nicht sogleich zur Erlösung führt, so eröffnet er unbedingt den Zutritt zum Himmel. Dieser Gott sah infolge seiner transzendenten Erkenntnis[3] die eigene Tochter der Sünde ergeben, und darum dachte er bekümmert aus Liebe zu ihr: „In meiner vorigen Existenz war diese meine Tochter, die ich liebte wie mein Leben. So will ich dafür sorgen, daß sie nicht in die entsetzliche Hölle falle."
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[1] Puṣpakētu heißt: «eine Blume im Banner führend", Mīnakētu "ein Wassertier im Banner führend". Kāma, der Liebesgott, führt ein Krokodil im Banner. Rati, , Liebeslust", ist der Name seiner Gemahlin. Puṣpavatī == „die Blumige", "Blühende". Die Namen der Kinder bedeuten "Blumenhaarig".
[2] wörtlich: "als er in das Erzählungs-Übrigsein gegangene war", d.h. als er nur noch in den Erzählungen der Leute existierte.
[3] Einl. S. 22,18 ff.