PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [148 von 284]
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Die Gründung von Pataliputra [4 von 20]
Annikās Sohn [2 von 7]
Jayasiṃha hatte auch eine Schwester, ein junges Mädchen namens Annikā; die war so lieblich wie eine auf die Erde herabgestiegene Himmelsfrau. Eines Tages trug Jayasiṃha dieser Schwester auf, ein köstliches Mahl zu bereiten, da er mit seinem Freunde zusammen zu speisen gedenke. Nach dieser Weisung ging er, um Dēvadatta einzuladen. Dēvadatta begleitete ihn nach seinem Hause, und beide ließen sich zur Mahlzeit nieder. Annikā aber, in ein schönes Gewand gekleidet, trug ihnen 18 Arten von Speisen auf, in denen die sechs Arten des Geschmackes vortrefflich gemischt waren.[1] Um die Freunde durch frische Luft zu erfreuen und die Fliegen zu verscheuchen, wedelte sie mit dem Fächer und erfüllte so mit einer Handlung einen doppelten Zweck. Als Devadatta die schöne[2] Jungfrau gewahrte, an deren Arm infolge des Fächerschwingens die Armbänder erklangen, verliebte er sich in sie. Sie erschien ihm wie ein Teich, der mit dem Anmut-Wasser gefüllt war, und in ihren Anblick versunken und ganz beherrscht von dem Wunsche nach der Seligkeit, sie zu besitzen, merkte er nichts von dem Wohlgeschmack der Speisen. Er ließ sein Auge über die Jungfrau gleiten vom Haupte bis zur Sohle, so daß es an ihr auf und nieder huschte wie ein Affe an einer Liane. Klug bedenkend, daß durch das Essen diese Freundschaft der Augen gestört werden könnte, aß er, der an sich schon ernst war, mit noch ernsterer Miene, die Speisen wie ein Elefant nur wie im Spiel berührend.[3]
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[1] Die sechs Arten des Geschmacks sind: süß, beißend, sauer, bitter, zusammenziehend und salzig.
Rasa = Name der Zahl „sechs“; Geschmack, Aroma - als Hauptqualität von Flüssigkeiten, von denen es 6 ursprüngliche Arten gibt, nämlich.
1. Madhura – süß (mādhurya – Süße; Lieblichkeit, exquisite Schönheit, Charme; bei Vaiśṇavas ein Gefühl zärtlicher Zuneigung zu Kṛṣṇa wie das eines Mädchens zu ihrem Liebhaber)
2. Amla – sauer
3. Lavaṇa - salzig
4. Kaṭuka – scharf
5. Tikta – bitter
6. Kaṣāya – adstringierend, ätzend, beissend.
[2] Wörtlich: "mondantlitzige".
[3] Diese Stelle wird durch das folgende indische Gedichtchen verständlich: Wenn du ihn fütterst, regt den Schwanz der Hund, Kriecht dir zu Füßen, wälzt sich auf dem Grund, Liegt auf dem Rücken, zeigt den offnen Schlund. — Die Blicke ruhig vor sich hingewandt. Erst kosend hundertmal von dir genannt. Bequemt zum Mahle sich der Elefant.