PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [131 von 284]

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    JAMBŪ [109 von 122]

    Prabhava und Jambūs Frauen suchen Jambū zu bekehren [90 von 100]

     

    Die Erzählung der Nägaśrī [2 von 4]

    Der König wunderte sich darüber, daß sie gar nicht ängstlich war, und spitzte aufmerksam die Ohren, die Geschichte zu vernehmen, wie eine Grazelle, die auf Gesang lauscht.[1] Und sie begann zu erzählen: „Hier in dieser Stadt lebt ein Brahmane, welcher das heilige Feuer pflegt, namens Nāgasarman; der lebt nur von erbettelten Reiskörnern. Seine Gemahlin heißt Sōmaśrī, und ich bin ihre leibliche Tochter und heiße Nāgaśrī. Als ich mit der Zeit herangewachsen war, verlobten mich meine Eltern dem Brahmanensohn Caṭṭa. Denn man sucht den Frauen einen Freier aus, dessen Vermögen dem ihrigen entspricht.

    Eines Tages gingen meine Eltern in einem Geschäft, das mit unserer Vermählung zusammenhing, in ein Dorf und ließen mich allein zu Hause. Gerade an diesem Tage nun kam der Brahmane Caṭṭa zu Besuch in mein Haus. Ich nahm ihn in Abwesenheit meiner Eltern auf, so gut es unsere Mittel erlaubten, und reichte ihm Bad, Speise und sonstige Bewirtung. Und als es Abend wurde, überließ ich ihm unser einziges Bett — den ganzen Reichtum unseres Hauses —, damit er darauf ruhe.

    Dann dachte ich: „Das Bett habe ich ihm überlassen. Auf dem Erdboden unseres Hauses aber kriechen Haubenschlangen[2] umher. Wie könnte ich mich auf ihm zur Ruhe legen? Da ich mich fürchten muß, auf der Erde zu schlafen, will ich mich auf sein Bett legen. In der stockfinsteren Nacht wird mich niemand sehen."

    So legte ich mich denn zu ihm ohne Aufregung in meinem Herzen. Er aber ward durch die Berührung meines Körpers liebeskrank. Durch die Scham, die Aufregung und die Unterdrückung seiner Sinnenlust aber erkrankte er plötzlich an Kolik und starb.

     

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    [1] In Indien ist der Glaube verbreitet, daß man die Gazellen durch Gesang anlocken kann. IX, 39.

    [2] Cobras. Diese dringen in Indien in die Häuser, um die dort lebenden Mäuse und die Frösche zu verzehren, die sich vor der Sonnenhitze hineinflüchten.