PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [110 von 284]

    (← … https://www.om-arham.org/blog/view/9238/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan)  

    JAMBŪ [88 von 122]

    Prabhava und Jambūs Frauen suchen Jambū zu bekehren [69 von 100]

     

    Erdharz und Affe [2 von 3]

    Einst aber kam ein Affenjüngling, stolzgebläht und lüstern, und in seiner Neigung zu den Äffinnen kümmerte er sich nicht um jenen, sondern küßte eine von ihnen auf den rötlichen, mit den Schößlingen weißer Zähne besetzten Mund, welcher aussah wie ein Granatapfel, der infolge des Keifens gerötet ist und sich öffnet. Einer andern bepuderte er das Gesicht mit dem Staub der Blüten eines Kētakī[1]-Zweiges; einer dritten legte er eine Kette von Gunja-Beeren[2] um den Hals, die er selbst gefertigt hatte. Für eine vierte fertigte er aus Bilva-Blättern[3] Betelkugeln[4] an und gab sie ihr, so oft er eine fertig hatte; nachdem er eine fünfte fest umarmt hatte, setzte er sich auf eine hängende Schaukel. So ergötzte er sich ohne alle Scheu mit den Äffinnen, und tat in übermütigem Vertrauen auf die Stärke seiner Arme, als wüßte er gar nichts davon, daß über ihm ein Herr der Herde stünde. Dieser alte Führer der Herde nun saß auf einem hohen Gipfel und ließ sich von einer Affin mit den Schößlingen ihrer Nägel im Schwänze krauen. Eine zweite mußte ihm reihenweise alle Haare seines Leibes streicheln, eine dritte ihm mit einem Bananenblatt Kühlung zufächeln; eine vierte machte ihm ein Diadem aus Lotusstengeln. Als er nun von ferne diesen Affenjüngling gewahrte, packte ihn der Zorn, und er stürzte herbei. Er[5] wedelte wütend mit seinem Schwanz und traf den Jüngling mit einem kugelförmigen Stein. Da ward auch der starke Affenjüngling zornig, einem Löwen gleich, den man mit einem Steinwurf getroffen, und indem er gräßliche gurgelnde Laute ausstieß, eilte er ihm entgegen. Sie preßten ihre Körper fest aneinander und vereinigten sich, wie zwei Freunde, die sich nach sehr langer Zeit wiedersehen, und waren sich doch von Grund ihrer Seele Feind. Mit den Spitzen ihrer Zähne bissen sie, daß es knirschte, und kratzten mit den Nägeln, daß man es hören konnte, gegenseitig ihren Leib, indem sie mit einander kämpften. Schließlich strahlten sie, bedeckt von dem Blut, welches aus den gegenseitig durch Zähne und Nägel beigebrachten Wunden floß, in rotem Glänze, als hätten sie rötliche Jacken angelegt. Bald packten sie einander, bald ließen sie sich los und kämpften mit den Fäusten, wie zwei spielende Würfelspieler. Endlich zerbrach der junge Affe dem alten durch einen Faustschlag einen Knochen, sodaß der Alte sich schleunigst davonmachte, und sich nur ganz langsam wieder näherte. Und als der Junge den Alten wieder abziehen sah, warf er einen Stein nach ihm, sodaß an seinem Kopfe eine große Wunde klaffte. Übermannt von dem Schmerze, den ihm der Wurf verursachte, floh der alte Führer der Herde und lief davon, soweit er konnte, einem Pfeil gleich, den ein Schütze abgeschossen. Nun irrte er unter dem Schmerze des Wurfes leidend und durstgequält umher. Da sah er, wie aus einem Felsen Erdharz hervorquoll. Der Affe glaubte, es sei Wasser, und steckte seine Schnauze hinein; diese aber blieb daran kleben und war nicht loszubekommen, als wäre sie in der Erde festgewachsen. Um seine Schnauze loszureißen, stemmte der dumme Affe seine beiden Arme gegen das Erdharz; aber auch diese blieben daran haften. Und wie seinem Mund und seinen Händen, so ging es seinen Beinen, die er dagegenstemmte und die ebenfalls daran festklebten; und er mußte sterben, wie einer, den man an seinen fünf Gliedern[6] festgenagelt hat.[7]

     

    [weiter … → … https://www.om-arham.org/blog/view/9240/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan]

     


    [1] Pandanus odoratissimus Schraubenbäume – Wikipedia.

    [3] I, 145.

    [4] Die Betelnuß, der Same der Katechu-Palme (Areca Catechu) wird mit Kalk und Gewürz vermengt meist in das Blatt des Betelpfeffers (Piper betle) gewickelt und dann gekaut.

    [5] Im Sanskrittext werden beide Affen in dieser Strophe "Kuhschwanzaffen " genannt. Nach Aptes Wörterbuch ist dies eine Affenart mit dunklem Körper, roten Backen und einem Schwanz, der dem der Kühe gleicht.

    [6] Kopf, Arme, Beine.

    [7] Wie ein Gekreuzigter.