PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [101 von 284]
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JAMBŪ [79 von 122]
Prabhava und Jambūs Frauen suchen Jambū zu bekehren [60 von 100]
Vidyunmālin [2 von 6]
Vidyunmālin aber verliebte sich heftig in das Caṇḍāla-Mädchen, obgleich es häßlich war, und unterließ es, sich Wissen zu erwerben. Und mit der Zeit ward Vidyunmälins Hausfrau guter Hoffnung; Mēgharatha dagegen hatte das Wissen erworben, als ein Jahr vergangen war. Da sagte Mēgharatha liebevoll zu Vidyunmālin: „Lieber Bruder, wir haben das Wissen erlangt; wir wollen nun das Volk der Caṇḍāla verlassen. Laß uns die seligen Genüsse in uns aufnehmen, die der Verkehr auf dem Vaitādhya[1] bringt. Laß das Caṇḍāla-Weib. Himmlische Frauen werden um uns werben." Vidyunmälin aber senkte sein Antlitz vor Scham und sprach zu ihm: „Gehe, an Wissen reich, nach dem Vaitādhya; denn du hast dein Gelübde gehalten und deine Absicht ausgeführt. Ich dagegen in meiner Charakterlosigkeit habe den Baum der Selbstbeherrschung gebrochen; wie sollte ich da die Frucht, genannt „Erlangung des Wissens'', ernten, die an ihm wächst? Und die Arme kann ich nicht verlassen, die von mir Mutter wird. Außerdem, du Heiliger, schäme ich mich ohne das Wissen mit dir zu gehen, der du es erworben. Darum gehe mit dem Wissen, welches du erlangt hast, und Heil möge dir erblühen! Wie könnte dagegen ich, der ich das Wissen nicht erreicht, unseren Verwandten mein Antlitz zeigen? Ich habe mich selbst betrogen durch meine Fahrlässigkeit. Jetzt aber will ich mich anstrengen, das Wissen zu erringen. Trage deinen Bruder im Herzen und kehre wieder am Ende des Jahres, damit ich dich dann begleite, nachdem ich das Wissen in meinen Besitz gebracht habe."
So begab sich denn Mēgharatha, unfähig, seinen Bruder mitzunehmen, der durch die Liebe zu seiner Caṇḍāla-Frau gefesselt war, allein nach dem Vaitādhya-Gebirge. Seine-Verwandten sagten: „Warum kommst du allein? Wo ist dein Bruder?" Da erzählte er ihnen dessen Geschichte.
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[1] Sanskrit: vaiṭādhya – Wortverbindung vai + tādhya; vai oder vi als Vorsilbe heisst jemand, der besiegt oder überwunden hat; tāḍya = geschlagen werden, gezüchtigt werden; vaitāḍya kann demzufolge derjenige genannt werden, der die 22 Mühseligkeiten überwunden hat. Wenn man sich unter Menschen befindet, denen Probleme nichts anhaben können, kann sich auf dem Berg Vaitādhya zu befinden bedeuten.