PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [94 von 284]

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    JAMBŪ [72 von 122]

    Prabhava und Jambūs Frauen suchen Jambū zu bekehren [53 von 100]

     

    Nūpurapaṇḍitā und der Schakal [15 von 20]

    Die treulose Ehefrau[1] [1 von 6]

    Auf ihrer Flucht erreichten sie am Ende des Tages ein Dorf und schliefen zusammen in einem leeren Tempel. Um Mitternacht kam aus dem Dorfe ein Räuber, der vor den Wächtern desselben geflohen war, und flüchtete sich in den Tempel. Die Wächter des Dorfes aber umstellten diesen in der Absicht, den Verbrecher am Morgen zu ergreifen. Dieser tastete sich wie ein Blinder mit den Händen durch den Tempel und schlich dahin, wo die beiden lagen. Der Elefantenführer erwachte nicht, trotzdem der Räuber ihn berührte; denn wer vor Ermattung eingeschlafen ist, an dem haftet der Schlaf wie Zement. Aber die Königin erwachte, trotzdem sie nur leise von seiner Hand berührt war, und von der bloßen Berührung wurde sie in ihn verliebt und fragte ihn, wer er sei. Leise hatte sie ihn gefragt, und leise antwortete er: „Ich bin ein Räuber; ich habe mich hierher geflüchtet, um mein Leben zu retten. Denn die Wächter liefen hinter mir her. " Da sagte die Verliebte, die den Namen einer Keuschen nicht verdiente, zu dem Räuber: „Ich rette dich ohne Zweifel, wenn du, Lieber, mich begehrst." Der Räuber sagte: „Gold und Sandel ist mir geworden, wenn du meine Gattin wirst und mir mein Leben rettest. Aber ich frage dich, Schöne, auf welche Weise willst du mich retten? Das sage mir und tröste mich, du Kluge.'' Und sie sprach: „Lieber, wenn die Männer des Dorfes kommen, werde ich sagen, du seist mein Gatte."  Er entgegnete: „So sei es."

    Als nun am Morgen die Soldaten des Dorfes mit bewaffneter Hand hereinkamen, fragten sie die drei, indem sie ihre Brauen fürchterlich zusammenzogen: „Welcher ist der Räuber?" Da sagte die Verschlagene, die gleichsam der verkörperte Betrug war, zu den Männern des Dorfes, indem sie auf den Räuber wies: "Dieser ist mein Gatte." Darauf legte sie die Hände zusammen und sagte weiter: „Liebe Brüder, auf dem Wege in ein anderes Dorf haben wir am Ende des Tages in diesem Gotteshaus gerastet." Da traten die Dörfler zusammen und sagten, indem sie sich berieten: „Ein so vorzügliches Weib im Hause eines Räubers ist undenkbar. Sie mag eine Brahmanin. eine Kaufmannsfrau. eine Rājputenfrau[2] oder eine andre sein: sie ist rein schon dem Aussehen nach (man sieht ihr ihre Reinheit an): ein Räuber kann unmöglich ihr Gatte sein. Mit bunten Kleidern geschmückt ist sie wie die verkörperte Lakṣmī.[3] Wie sollte jemand, der sie zur Hausfrau hat, vom Raube leben? Folglich ist der andere der Räuber." So schoben sie die Schuld auf den Elefantentreiber und pfählten ihn sogleich.

     

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    [1] Vgl. Bern, zu II, 630.

    [2] Eine Frau aus der Kriegerkaste.

    [3] Die indische Aphrodite.