PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [41 von 284]

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    JAMBŪ [19 von 122]

     

    Der Räuber Prabhava.

    Nun liegt tief in Bharata[1] in der Nähe des Vindhya-Gebirges eine Stadt, namens Jayapura; in dieser regierte ein König namens Vindhya. Der König hatte zwei berühmte Söhne , von denen der ältere Prabhava, der jüngere Prabhu hieß.

    Eines Tages nun übergab der Herrscher von Jayapura aus irgendwelchem Grunde sein Reich seinem jüngeren Sohne Prabhu, obgleich der Altere noch am Leben war. In seinem Stolz gekränkt, verließ darum Prabhava die Stadt und ließ sich an einem unzugänglichen Orte des Vindhya-Gebirges dauernd nieder. Dort lebte er mit seiner Umgebung davon, daß er Löcher in die Mauern grub, Reisende gefangen nahm am Wege lagerte und andere räuberische Unternehmungen ausführte.

    Da kamen einst seine Späher und meldeten ihm den Reichtum Jambūs, der selbst demjenigen des Schätzespenders[2] Hohn sprach. Weiter erzählten sie, daß bei seiner Hochzeit viele steinreiche Leute versammelt seien, wie Wunschsteine[3] des Reichtums. Da er nun im Besitze zweier Zaubersprüche war, von denen der eine in Schlaf versenkte, der andere die Schlösser sprengte, so ging er schnell ins Haus des Sohnes Dhāriṇīs und versenkte mit dem einen Spruch alle Leute, die noch wachten, in Schlaf, mit Ausnahme Jambūs. Denn über diesen hatte der Zauber keine Macht, weil Jambū einen zu großen Schatz guter Werke besaß. Denn wer daran reich ist, dem kann meist Indra selbst nichts anhaben.

    Als nun alle schliefen, ging der Räuber mit seinen Leuten daran, die Schmucksachen und alle übrigen Kostbarkeiten zu rauben. Jambū sah, wie sie plünderten; aber sein erhabenes Gemüt ließ weder Zorn noch Furcht in ihm aufkommen, und er sprach nur leicht obenhin: „Hört, ihr Leute, berühret nicht alle die vertrauensvoll hier ruhenden Gäste; denn ich. Ihr Wächter, schlafe nicht." Infolge dieser seiner Rede, welche auf seine durch großes religiöses Verdienst erworbene übernatürliche Macht schließen ließ, erstarrten die Räuber am ganzen Körper, als wären sie bossierte Figuren gewesen. Und als Prabhava genau hinsah, gewahrte er Dhāriṇīs Sohn, von seinen Frauen umgeben wie ein Elefant von seinen Weibchen.

    Da stellte er sich ihm vor und sprach: „Ich bin der Sohn des Königs Vindhya, ehrwürdiger Mann, und heiße Prabhava; würdige mich deiner Freundschaft. Gib mir, Freund, den Zauberspruch, welcher unbeweglich macht und wieder löst, so will ich dir die beiden Zaubersprüche geben, welche einschläfern und die Schlösser sprengen."

    Jambū sagte: "Sobald es tagt, o Prabhava, werde ich meine acht lieben Frauen, obwohl sie mir eben erst vermählt sind, verlassen und gleichmütig in den Orden eintreten. Und jetzt schon bin ich in meinem Innern ein Büßer; darum eben, Prabhava, hatte dein Spruch keine Gewalt über mich. Sobald es tagt, mein Bruder, werde ich diesen Reichtum wie einen Grashalm von mir werfen. Was sollte ich also mit einem Zauberspruch anfangen, da ich selbst meinem Leib gegenüber wunschlos bin?"

     

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    [1] Indien.

    [2] Kubēra, der Gott des Reichtums.

    [3] Ein märchenhafter Edelstein, der seinem Besitzer alle Wünsche erfüllt. "Stein der Weisen".