PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [39 von 284]
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JAMBŪ [17 von 122]
Jambūs Geburt, Weltflucht und Hochzeit [10 von 11]
Sodann bestieg er, von einem Schirm aus Pfauenfedern geschützt, ein edles Roß und umgab sich mit Gefolgsleuten, die in seinem Alter und gekleidet waren, wie er selbst. Ein Schleier verhüllte sein Gesicht. Weithin hallten die Segenslieder, die ihn begleiteten, und zwei junge Frauen boten ihm Salz dar auf beiden Seiten.[1] Glückverheißend ertönten die Trommelwirbel, Rezitatoren rezitierten Segenssprüche: so eilte Ṛṣabhas Sohn dem Tore der Hochzeitshalle zu. Dort reichte eine schon verheiratete, aber noch im Hause der Eltern wohnende Jungfrau[2] dem Bräutigam, in dem sich der Gott der Liebe verkörpert zu haben schien, saure Milch und andere glückbringende Stoffe, welche Reichtum bewirken. An der Tür zerstieß er mit seinem Fuße eine Schüssel, in die man Feuer gebracht hatte und trat dann in das Mutterhaus,[3] das Haus, das im reichen Festschmuck prangte. Dort setzte er sich mit den acht Jungfrauen nieder und harrte der Vermählungszeremonie, in der die Hochzeitsschnur umgelegt werden sollte. Und als die günstige Stunde gekommen war, trat er in den viereckigen Platz[4] und führte sie seinen Eltern zu Gefallen um das Hochzeitsfeuer. Dhāriṇī freute sich, als die Planeten zusammentrafen,[5] ward tief ergriffen, als die Hochzeitsschnuren[6] umgelegt wurden, zufrieden, als das Feuer umschritten wurde,[7] lächelte bei der Honigmischung,[8] war aufmerksam, als die Mitgiften gebracht wurden, freute sich, als die Gewandzipfel gelöst wurden,[9] weinte bei der Verneigung, war sehr zufrieden bei der Aufnahme auf den Schoß.[10] Und ist so genoß Dhāriṇī das Glück der Hochzeitsfeier ihres Sohnes: denn alle Frauen wohl empfinden volle Seligkeit, wenn ihr Sohn vermählt ist.
Sobald die Trauung zu Ende war, hatten die neuvermählten Frauen und der junge Gatte so viel Hochzeitsgut, daß man daraus hätte einen goldenen Berg bilden können.
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[1] Vgl. III, 55. JAMBŪ [94] https://www.om-arham.org/blog/view/9245/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan. Darbietung von Salz (und Brot) ist bei uns alte Empfangssitte. Im brahmanischen Ritual kommt Bewerfen mit Salztüten beim Opfer vor (Hillebrandt, Ritual-Literatur = Grdr. der indo-ar. Phil, und Altertumskunde III, 2, S. 142). Für die Passage des Schleiers, s. Anhang I [6] https://www.om-arham.org/blog/view/9358/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.
[2] In Indien ist es seit alters Sitte, schon Kinder zu vermählen, wobei selbstverständlich nur die Zeremonien vollzogen werden und das eheliche Zusammenwohnen erst nach Eintritt der Reife stattfindet.
[3] Der Zusammenhang ergibt, daß darunter die Hochzeitshalle zu verstehen ist.
[4] auf dem sich der Altar mit quadratischer Grundfläche befindet, aus Erde bestehend, auf dem das Hochzeitsfeuer brennt. Um diesen führt der Bräutigam die Braut, sie bei der Hand ergreifend, indem er ihm die Rechte zuwendet.
[5] d.h. beim Eintritt der glücklichen Stunde, den die Astrologen angaben.
[6] ums Handgelenk.
[7] Wörtl. "bei der glückverheißenden Drehung" oder, nach einer anderen Handschrift, "bei der Kreisdrehung". Die im Text gegebene Übersetzung ist nicht sicher.
[8] Sie besteht zu gleichen Teilen aus Honig, geronnener Milch und Schmelzbutter und wird dem Bräutigam beim Empfang gereicht.
[9] Nach verschiedenen indischen Quellen werden die Gewandzipfel des Brautpaares bei der Trauung zusammengebunden. S. Winternitz, Das altind. Hochzeitsrituell S. 60. 62. 64. Vgl. S. 49.
[10] Der junge Gatte nimmt seine Gattin aus dem Schöße des Vaters oder eines älteren männlichen Verwandten entgegen! Winternitz, Das altind. Hochzeitsrituell S. 67.