PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [30 von 284]
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JAMBŪ [8 von 122]
Jambūs Geburt, Weltflucht und Hochzeit [1 von ]
Und es geschah, daß Dhāriṇī im Traume einen weißen[1] Löwen erblickte; und als sie es ihrem Gatten erzählte, erfüllte sie ihn mit gewaltiger Freude.[2] Ṛṣabha sagte: „Schönbrauige! Jetzt darfst du alles für wahr halten, was der Sohn des Siddha verkündet hat; denn der Traum bestätigt es. Gewißlich wirst du, seliges Weib, einen Sohn namens Jambū erhalten, der von heiligem Wandel sein und alle glücklichen Körperzeichen besitzen wird".
Und aus Brahmalōka[3] stieg der Gott Vidyunmālin hernieder und entwickelte sich in Dhāriṇīs Leib, wie eine edle Perle in der Muschel.[4] Und sie bekam ein Gelüste, die Götter und Lehrer zu verehren; denn während der Entwicklung einer Frucht stellen sich bei Frauen Gelüste ein. Mit reichlichem Gelde er- füllte ihr der Kaufmann dasselbe, als hätte auch er ein Gelüste empfunden, Geld zu spenden für religiöse Zwecke. Je mehr die Frucht sich entwickelte, desto es langsamer bewegte sich Dhāriṇī, als ob sie mit ängstlicher Sorgfalt hätte darauf achten wollen, sie nicht zu beschädigen. Ihre Wangen wurden äußerst bleich und glichen der Scheibe des Mondes am Morgen. Und es nach 9 Monaten und 7 ½ Tagen gebar sie einen Sohn, der durch seinen Glanz die Sonne überstrahlte. Und goldene Gefäße, angefüllt mit reinen Akṣata,[5] welche aussahen, als wären sie aus gemahlenen Perlen hergestellt, gelangten in Rsabhas Haus. Die Dūrva-Halme,[6] welche Frauen aus guten Familien über den Kaufmann warfen, bedeckten die Umgebung seines Sitzes wie ein Wald. Vor seiner Tür spielten fortwährend die trefflichsten Trompeten,[7] die die besten Heilsverkünder sind, Weisen zum Tanze des Glückes. Mädchen aus guten Häusern sangen und tanzten vor seiner Tür mit frischen Saffran-Blütenbüscheln auf ihren Häuptern. Ṛṣabha aber brachte den Göttern und Priestern reichliche Verehrung dar und spendete den Bettlern, hocherfreut, wenn man ihn um eine Gabe anging.
Seinen Sohn nannte der Kaufmann nach dem Namen des Jambü-Baumes Jamba; er tat es an einem glücksverheissenden Tage, und sein Herz war voller Freude.[8]
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[1] Die Farbe ist bezeichnend. S. Einl. S. 11,13.
[2] Wörtlich: „und sie erzählte es ihrem Gatten, ein Teich, in dem reiches Freudenwasser war". Das Bild erklärt sich aus der indischen Ausdrucksweise: „sich in (einem Meer, See usw. von) Freude baden" = sich sehr freuen.
[3] Einl. S. 15,29.
[4] Perlen entstehen nach indischem Glauben aus einem Wassertropfen, der zu glücklicher Stunde in die Muschel eindringt. Für den Vergleich im Text siehe 442 Canakya [26] 2. Abschnitt https://www.om-arham.org/blog/view/9333/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.
[5] Akṣata, „unverletzt", wird von Apte s. v. in seinem Sanskritwörterbuch erklärt als „ganze Komfrucht, völlig unenthülst, und zerstoßener Reis, mit Wasser gewaschen und als Opfergabe (article of worship) bei allen religiösen und heiligen Zeremonien verwendet”.
[6] Dūrvā-Gras, Panicum Dactylon, ein Gras, das bei heiligen Zeremonien verwendet wird. S. Cynodon dactylon - Wikipedia.
[7] tūrya bezeichnet ein nicht näher bekanntes Musikinstrument. Hier und im Folgenden ist es mit "Trompete" übersetzt.
[8] Wörtl.: "mit Freude gepanzerten Herzens".