PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [14 von 284]
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PRASANNACANDRA [9 von 17]
Valkalacīrin Mitregent. [2 von 2]
"Einst, Majestät, hat mir ein Wahrsager verkündet: „Wenn einmal ein Jüngling im Büßergewand in dein Haus tritt, so gib ihm deine Tochter." Nun ist ein Jüngling im Büßergewand in meine Wohnung gekommen, der mit dem Treiben der Welt so unbekannt ist, wie ein Ochse,[1] und ich habe ihn heute mit meiner Tochter vermählt. Dieses Hochzeitsfest habe ich in meinem Hause mit Gesängen, Instrumenten und anderen lärmenden Ausdrücken der Freude gefeiert, weil ich nicht wußte, daß du bekümmert bist. Sollte dich das beleidigt haben, so vergib mir."
Da befahl der König Leuten von denen, die den Jüngling vorher gesehen hatten, sich ihn anzusehen, und sie gingen und taten so. Und als sie wiederkamen, teilten sie dem König mit, daß er derselbe war. Da freute sich der König über die Maßen, als hätte er einen glückverheißenden Traum gehabt, und führte Valkalacīrin mit seiner jungen Frau auf einem Elefanten in seinen Palast.
Durch seine Unterweisung brachte es der König nach und nach so weit, daß der Jüngling das Treiben der Welt gründlich verstand. Denn selbst Tiere lassen sich durch angestellte Leute unterrichten: wie viel mehr ein Mensch! Dann gewährte ihm der König Anteil an der Regierung und freute sich des Erreichten; und er vermählte ihn mit Prinzessinnen, die an Schönheit den Frauen des Himmels glichen. Valkalacīrin besaß auf diese Weise alles, was sein Herz begehrte, und ergötzte sich mit seinen Frauen nach Herzenslust, ein Wasserelefant[2] im Meer des Genusses.
Eines Tages ging der Fuhrmann, Valkalacīrins freundlicher Reisegefährte, in der Stadt umher, um das Gold und die anderen Schätze zu verkaufen, die ihm der Räuber geschenkt hatte. Da erkannten viele Leute in den Kostbarkeiten ihr Eigentum wieder, welches ihnen der Räuber abgenommen hatte, und mit erhobenen Armen zeigten sie es den Polizeibeamten an. Diese fesselten den Mann und führten ihn vor die Tür des Königs,[3] und des Königs Bruder betrachtete ihn mit mitleidigem Blick. Da erkannte Valkalacīrin in ihm den Mann, der ihm auf dem Wege Gutes getan hatte, und ließ ihn frei; denn die Guten vergessen ihre Wohltäter nicht.
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[1] Dieser Ausdruck hat für den Inder nicht den beleidigenden Sinn wie für uns.(Hertels Kommentar) Der Ochse hat keinen Sexualtrieb, da er kastriert ist. ‘Treiben der Welt’ bedeutet hier folglich ‘Sexuelle Aktivitäten’. AΩ
[2] Gemeint ist wohl der Dugong, der familienweise im Meer weidet. Die Anhänglichkeit seiner Familienglieder an einander ist bekannt. Aus ihr erklärt sich das im Text gebrauchte Bild.
[3] Der König ist zugleich der oberste Richter.