PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [12 von 284]
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PRASANNACANDRA [7 von 17]
Valkalacīrins Vermählung.
Der treffliche Büßer zog nun umher und musterte die Häuser, indem er sich überlegte: „Soll ich dahin gehen? Soll ich dorthin gehen? Oder gehe ich durch die ganze Stadt?" Und da er einfältig war und die Männer und Frauen alle für Büßer hielt und sie entsprechend verkehrt begrüßte, wurde er von den Bürgern ausgelacht.
Als er nun so in der Stadt umherirrte, erblickte er das Haus einer Hetäre, und wie ein von der Sehne geschnellter Pfeil stürzte er hinein, ohne zu stolpern. Denn er hielt das Haus für eine Einsiedelei, die Hetäre für einen Asketen; und darum sagte er zu ihr: „Sei gegrüßt, Väterchen!" Und dann bat er sie: „Gib mir eine Laubhütte;[1] und als Pacht für sie, großer Büßer, nimm diesen Schatz." Sie entgegnete: „Dies sei deine Laubhütte; nimm sie entgegen." Dann rief sie einen Barbier, um des Jünglings Leib in anständige Verfassung bringen zu lassen. Da half kein Sträuben! Auf 'das Geheiß der Hetäre schnitt er ihm ohne Gewissensbisse die Zehennägel ab,[2] die wie Getreideschwingen aussahen. Dann nahm sie ihm sein Bastgewand ab und ließ ihn einen Mantel von grobem Tuch anlegen, um ihn zu baden. Da aber brüllte er wie ein kleiner Junge: „Ach, großer Büßer, nimm mir nicht mein Mönchsgewand, das ich seit meiner Geburt getragen habe." Sie aber sprach: "Dies ist in unserer Einsiedelei iss ein Zeichen freundlicher Dienstfertigkeit gegen die großen Asketen, die zu uns zu Gaste kommen; warum sträubst du dich dagegen? Wenn du dir solche Gebräuche nicht gefallen läßt, die in unserer Einsiedelei herrschen. Büßersöhnchen, so bekommst du keine Laubhütte, darin zu wohnen." Da nun den Büßerknaben nach der Laubhütte verlangte, rührte er kein Glied mehr und verhielt sich still, wie eine durch einen Zauberspruch gebannte Schlange. Darauf salbte ihm die Frau sein verworrenes Haar mit Oel und entwirrte es behutsam, wie einen Wollballen. Und wie er so gesalbt und ihm der Körper abgerieben wurde, da schloß er wie ein gestriegeltes Rind vor Wohlbehagen die Augen. Darauf badete ihn die Hetäre in lauem parfümiertem Wasser und legte ihm prächtige Gewänder und Schmucksachen an. Dann vermählte sie ihn mit einer ihrer Töchter; und diese strahlte an seiner Hand wie die Glücksgöttin der Ehe. Alle Hetären traten heran und besangen das junge Paar, und der Sohn des Büßers überlegte: „Was rezitieren diese Asketen?"[3] Als aber eine Hetäre die glückverheißenden Trommeln ertönen ließ, da dachte er: "Was ist das ?" und hielt sich bestürzt die Ohren zu.
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[1] S. Prasannacandra [2] https://www.om-arham.org/blog/view/9134/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.
[2] Das Abschneiden der Nägel gehört zu den Hochzeitszeremonien. Winternitz, Das altindische Hochzeitsrituell, Wien 1892. S. 46 nebst Anm. 2.
[3] Er kennt nur religiöse Hymnen, die beim Opfer rezitiert oder gesungen werden. Musik und Gesang gelten als glückverheißend und dürfen bei der Hochzeit nicht fehlen. Namentlich ist die Trommel ein glückverheißendes Instrument.