PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [11 von 284]

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    PRASANNACANDRA [6 von 17]

     

    Valkalacīrins Reiseerlebnisse.

    Als er so wie ein Wild im Walde umherirrte, traf er einen Fuhrmann, und da er auch diesen für einen Büßer hielt, sagte er: „Väterchen, ich grüße dich". Der Fuhrmann fragte: „Wer bist du, mein Sohn, und wohin willst du?" Er sprach: „Ich bin auf dem Wege nach der Einsiedelei, die Pōtana heißt, großer Büßer". Der Fuhrmann sagte: „Auch ich gehe nach der Einsiedelei Pōtana"; und Valkalacīrin folgte ihm wie einem Führer.[1] Unterwegs sprach der Büßerknabe fortwährend mit der Frau des Fuhrmanns, die im Wagen saß, und redete auch sie stets mit „Väterchen" an. Die Frau sagte zu ihrem Manne: „Was ist denn das für eine Höflichkeitsformel, daß dieser Büßerknabe mich mit ,Väterchen' anredet?" Der Fuhrmann entgegnete: „Er ist einfältig, weil er in diesem Walde wohnt, in dem es keine Weiber gibt. Da er den Unterschied zwischen Mann und Frau nicht kennt, so hält er dich gleichfalls für einen Mann." Als Valkalacīrin sah, im wie die Pferde angetrieben wurden, sagte er: „Väterchen, warum läßt du denn diese Gazellen ziehen? Das darf ihnen von einem Einsiedler nicht geschehen."[2] Der Fuhrmann lachte und sprach: „Ei, das ist einmal das Los dieser Gazellen; dabei ist keine Sünde." Darauf gab der Fuhrmann Valkalacīrin süßes Zuckerwerk; und dieser aß es, ganz entzückt von seinem Geschmack, und sprach: „Solche Waldfrüchte habe ich schon gegessen; große Büßer haben sie mir gegeben, welche in der Einsiedelei Pōtana wohnen." Und die Süßigkeit des Zuckerwerks erhöhte sein Verlangen, nach Pōtana zu kommen; denn den herben und kratzenden Geschmack der Bilva-, Amalaka-[3] und anderen Früchte hatte er satt.

    Plötzlich überfiel den Fuhrmann ein Räuber mit starkem Arm; der Fuhrmann aber streckte ihn mit einem gewaltigen Schlage zu Boden. Da sagte der Räuber: „Auch an seinem Feinde lobt man den Schlag. Du hast mich mit deinem Schlage besiegt; ich muß dich loben. Mann. Ich habe hier einen reichen Schatz; da, nimm ihn." Und sie luden den Schatz zu dritt[4] auf den Wagen.

    Als sie endlich nach Pōtana kamen, sagte der Fuhrmann zu Valkalacīrin: „Hier ist die Einsiedelei Pōtana, nach der du dich so gesehnt hast." Dann gab er dem Büßerknaben, der auf dem Wege sein Freund geworden, lächelnd etwas von dem Schatze und sagte zu ihm: „In dieser Einsiedelei darf man sich nicht ohne Geld ansiedeln. Wer sich hier ansiedeln will, muß Pachtgeld zahlen."

     

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    [1] "Führer" hat den Nebensinn: „geistlicher Führer", "brahmanischer Lehrer".

    [2] Der Einsiedler muß das Tierleben schonen und hat natürlich für Zugtiere keine Verwendung. Vgl. den Anfang von Kālidāsas "Sakuntalā".

    [4] d.h. der Fuhrmann, seine Frau und Valkalacīrin. Denn der Räuber ist tödlich getroffen.