PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [9 von 284]
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PRASANNACANDRA [4 von 17]
Prasannacandra sehnt sich nach seinem Bruder.
Eines Tages nun hörte Prasannacandra, daß seinem Vater während seines Waldlebens von Dhāriṇī ein Sohn, ihm selbst ein Bruder geboren war. Da ließ ihm das sehnsüchtige Verlangen keine Ruhe; er dachte:
„Wie sieht mein Bruder aus? Und wie kann ich ihn zu mir bringen?"
Und er ließ Maler kommen und befahl ihnen:
"Gehet hin in den Büßerwald, den der Lotus der Füße meines erhabenen lieben Vaters ziert, malt das Bild meines jüngeren Bruders, der der Schwan des Lotus der Füße meines Vaters ist und bei ihm im Walde wohnt, und bringt es mir, so schnell ihr könnt". Und die Maler sagten: „Es geschehe, wie du befiehlst", und gingen in den durch Valkalacīrin geheiligten Wald. Sie waren so treffliche Meister in ihrer Kunst, daß sie wie andere Gestalten Viśvakarmans[1] erschienen, und malten ihn so getreulich, daß ihr Bild seinem Spiegelbilde glich. Sie brachten Valkalacīrins Bild und zeigten es dem König, und es erquickte seine Augen, wie Amṛta-Salbe.[2] Und der König dachte:
„Er ist das Ebenbild meines Vaters. An ihm erweist sich die Richtigkeit des Spruches, daß man in seinem Sohne wiedergeboren wird". Dann sagte der König wieder und wieder: „Wohl mir, geliebter Bruder, daß ich dich gesehen habe!", umarmte ihn und küßte ihn aufs Haupt und ließ ihn nicht von seinem Schoße. Und als er gewahrte, daß Valkalacīrin ein Bastgewand trug, da brachen Tränen aus des Königs Augen wie Wasserfälle aus einem Berg. Und er sprach: „Mein lieber Vater ist betagt und mag, wie sich’s geziemt, ein Büßerleben führen. Für diesen meinen Bruder aber, der noch ein Knabe ist, gebührt sich schon das bloße Waldleben nicht. Ich tauche in den See königlicher Genüsse und spiele darin wie ein Schwan; mein Bruder dagegen lebt wie ein Wilder nur von dem, was ihm der Wald zu bieten vermag. Aber wie bei einem Tier des Waldes wird es bei ihm schwerhalten, ihn in meine Residenz zu führen. Mir jedoch ist es nicht wohl in meiner Königsherrlichkeit, solange er sie nicht mit mir teilt".
Der König grämte sich also, daß sein Bruder die Mühsal des Waldlebens erdulden mußte. Darum gab er gewandten Hetären den Auftrag: „Gehet in Büßerkleidung zu meinem jüngeren Bruder, erregt seine Lust durch Berührung mit euren Leibern, wechselvolle Rede und Darreichung von Zuckerfrüchten und bringet mir ihn her".
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[1] Viśvakarman ist der Baumeister und Künstler der Götter, ein indischer Hephäst Hephaistos – Wikipedia.
[2] S. Prasannacandra [2] Fussnote 4 https://www.om-arham.org/blog/view/9134/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan#_ftnref4.