PARIŚIṢṬAPARVAN

    Alexander Zeugin

    STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [8 von 284]

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    PRASANNACANDRA [3 von 17]

     

    Valkalacīrins Geburt und Kindheit.

    Während nun Dhāriṇī so glücklich und zufrieden lebte, entwickelte sich in ihr nach und nach eine früher empfangene Frucht, ohne ihr Schmerzen zu bereiten. Und eines Tages gebar sie einen Sohn, der alle Herrscherzeichen an sich trug. Einer Lampe gleich, die keines Öles bedurfte, erleuchtete er den Raum, in dem er geboren ward.[1]

    Da es nun in Einsiedeleien nur Bast als Kleidung gibt, wurde er in Baststücke gehüllt; und sein Vater gab ihm den Namen Valkalacīrin.[2]

    Dhāriṇī starb am Kindbettfieber. Der Knabe sah seine Mutter nicht (hatte kein Alphabet gesehen),[3] wie ein Mann, der nicht lesen kann. Der Vater tränkte ihn wieder und wieder mit Milch von wilden Büffelkühen und übergab das Knäblein dann seiner Amme, um es aufzuziehen.

    Nach einiger Zeit starb durch Schicksalsschluß diese Amme gleichfalls; es war, als hätte sie Dhāriṇī folgen wollen. Sōmacandra tränkte sein Söhnchen nun selbst mit Büffelmilch und trug es, ob er ging, saß oder lag, an seiner Seite.[4]

    Mit der Zeit wuchs der Knabe heran, bis er laufen konnte, und täglich spielte er im Staube mit den Wildkälbern des Waldes. Mit Feuerholz, welches er selbst gesammelt, und wilden Reiskörnern, die er selbst geerntet, versorgte Sōmacandra die Kühe und speiste ihn. Und indem er so sein Söhnchen mit dem Getreide und den Früchten nährte, die der Wald ihm bot, machte ihn Sōmacandra zu seinem Gefährten in der schwierigen Askese.

    Und als Valkalacīrin an der Schwelle des Jünglingsalters stand und allen Geschäften gewachsen war, da war er mit der Lebensweise seines Vaters völlig vertraut. Er diente seinem Vater, indem er Früchte und andere Nahrungsmittel holte und ihn stets massierte;[5] denn dieser Dienst ist die beste von allen Bußübungen.

    Von seiner Geburt an war Valkalacīrin ein gelübdetreuer Brahmanenschüler.[6] Die Frauen kannte er nicht einmal dem Namen nach; lebte er doch im Walde, in dem es keine Frauen gab.

     

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    [1] In Kālidāsas Epos Kumārasaṃbhava ("Entstehung des Kriegsgottes") I, 10 werden selbstleuchtende Waldkräuter als Lampen bezeichnet, die keines Öles bedürfen. Für weitere Einzelheiten zu Zusammenhängen s. Anhang I [3] https://www.om-arham.org/blog/view/9355/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan

    [2] „Bastbekleideter"

    [3] Wortspiel. Das Sanskritwort adṛṣṭamātrika hat zugleich die in Klammern stehende Bedeutung.

    [4] Die indischen Frauen tragen ihre Kinder auf den Hüften.

    [5] Dies gehört zu den Diensten, die der Schüler seinem geistlichen Lehrer schuldet.

    [6] D.h. er lebte keusch.