PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [xxvii von xxxix]
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Einleitung [21 von 33]
Die Jaina [9 von 21]
Auch die zahlreichen Dichter unter den Jaina-Mönchen konnten nicht aus ihrer Hinduhaut heraus. Die Werke der Brahmanen sind stets die Muster geblieben, an denen sie sich bildeten, und in dieser Literatur — ob dramatisch, episch oder lyrisch — spielen die alten Götter eine viel zu grosse Rolle, als dass sie sich hätten einfach beiseiteschieben lassen. Auch Hēmacandra steht in dieser Beziehung völlig unter brahmanischem Einfluss. Zwar redet er [1]der jinistischen Anschauung über die Höllen und die Himmel das Wort gegenüber der Anschauung, die die „Ketzer" darüber haben. Aber die Ketzer, die er auftreten lässt, sind keineswegs orthodoxe Brahmanen, sondern offenbar Atheisten, jedenfalls Leute, die das Bestehen von Himmeln und Höllen als Örtlichkeiten, also auch als Aufenthalt der Verdammten und Seligen leugnen. In derselben Erzählung[2] findet sich das Wort „vimāna" für „Palast" als Wohnung der höchsten jinistischen Götter, der Vaimānika, und speziell werden die Ānuttara-Paläste genannt, ebenso „die Städte" der Vyantara; und wird der 40 Elerfantenführer nach seinem Tode zum Vyantara.[3] Diese Götter, unter welche die Jaina-Dogmatik einen grossen Teil der gespenstischen und halbgöttlichen Wesen der Hindu-Mythologie aufgenommen hat, sind die einzigen Jaina-Götter, die in der Erzählungsliteratur der Jaina häufig sind. Sonst kommt im vorliegenden Teil des Pariśiṣṭaparvan nur noch der (letzte) Jina selbst als Gott vor,[4] ja wird geradezu als der Gott bezeichnet, auch ein Zeichen für den Sieg, den das Bedürfnis der Laien nach individuellen Göttern über das dogmatische System davongetragen hat.
Im Übrigen tritt uns in Hēmacandras vorliegendem Werk überall die allgemein hinduistische Mythologie entgegen. Da haben wir, der jinistischen Lehre direkt widersprechend, aber der brahmanischen Götter-Trias entsprechend den Dreihimmel.[5] Von den drei grossen, über Indra stehenden brahmanischen Göttern erscheint Śiva mit seiner Gemahlin Gaurī[6] und Viṣṇu, angetan mit seinem berühmten Perlenschmuck Kaustubha.[7] Indra ist der König der 32 Götter.[8] Ebenso werden erwähnt Bṛhaspati, der Priester und Lehrer der Götter,[9] Viśvakarman, ihr Künstler und Architekt,[10] die Töchter Dakṣas, des Sohnes Brahmans, Personifikationen der „Mondhäuser", welche die Jaina-Dogmatik ganz anders personifiziert (als Nakṣatra unter den Jyōtiṣka).[11] Ebensowenig fehlen Sūrya, der Sonnengott[12] und sein Sohn Rēvanta,[13] Agni, der Feuergott,[14] Yāma, der Gott des Todes und König der Unterwelt,[15] Kubēra, der Gott des Reichtums[16] und die als Schätzehüter in seinem Dienste stehenden Yakṣa,[17] sowie Kāma, der indische Eros[18] mit seiner Mutter Śrī oder Lakṣmī, der Göttin der Schönheit und des Glücks.[19] Ausserdem werden noch die sieben Mütter erwähnt, Göttinnen, die im Dienst des Kriegsgottes Skanda stehen,[20] Kālindī, die Tochter Sūryas und Schwester Yāmas (II, 205), Surā, die Göttin des Alkohols — ein weiblicher Bacchus,[21] selbstverständlich auch die Apsaras, schöne Dienerinnen Indras, deren Reize so manchen grossen Büsser in seiner Askese störten.[22] Das Amṛta, der Götterwein, der wie das griechische Nektar Unsterblichkeit verleiht, wird oft im Bilde erwähnt.[23] Auch zwei himmlische Kleinode, die Wunschkuh, die alle Wünsche erfüllt[24] und der in Indras Park stehende Wunschbaum, der die gleiche Eigenschaft besitzt,[25] werden nicht vergessen. Von halbgöttlichen Wesen kommen die Siddha[26] und die Vidyādhara[27] vor.
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[1] VI, 117 ff.
[2] Puṣpavatī und ihre Kinder [4] mit Fussnote https://www.om-arham.org/blog/view/9286/parisi%E1%B9%A3%E1%B9%ADaparvan.
[3] II, 618
[4] II, 3. 162 f. III, 69. VI, 138. 185
[5] III, 104
[6] II, 320. 715
[7] III, 131
[8] II, 1. 175. III, 72. 215
[9] VIII, 438
[10] I, 134
[11] II, 88
[12] II, 8
[13] III, 47
[14] (II, 439)
[15] II, 196. 330. VI, 63
[16] II, 171
[17] Siehe II, 535. 703. III, 3. 249. Die Yakṣa sind von den Jaina auch unter die Vyantara aufgenommen worden, aber es fehlt ihnen dort die Eigenschaft, Diener Kubēras zu sein, die ihre Fähigkeit, Schätze zu spenden, in II, 703 und III, 3 voraussetzt.
[18] II, 151. 224. 323. 474 usw.
[19] III, 222. II, 610. VI, 59 usw.
[20] VIII, 303
[21] II, 457
[22] II, 85
[23] I, 110 usw.
[24] II, 291
[25] III, 284
[26] II, 39)
[27] II, 219. 642