PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [xvii von xxxix]
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Einleitung [11 von 33]
Hēmacandras Pariśiṣṭaparvan [4 von 5]
„Betrachten wir Hēmacandras Werk als Dichtung, so werden wir ihm unser Lob nicht vorenthalten. Denn er ist ein angenehmer Erzähler, der es versteht, eine Geschichte vorzutragen und die Teilnahme seiner Leser zu gewinnen. Sein Stil ist stets fliessend und nur selten durch Dunkelheit der Sprache beeinträchtigt. Eine Besonderheit dieses Stils ist die sehr häufige Verwendung sprichwörtlicher Redensarten und volkstümlicher Wendungen, wie jeder Leser des Pariśiṣṭaparvan bemerken wird. In dieser Hinsicht scheint er mit Erfolg volkstümliche Erzähler nachzuahmen. Denn Sprichwörter stehen ihren Erzählungen wohl an, während ausgeklügelte Witzeleien, die ein Schmuck des mahākāvya sind, im Lichte der Erzählung unangebracht wären." Diese Worte Jacobis[1] kann man getrost unterschreiben. Immerhin will Hēmacandra ein mahākāvya, ein Kunstgedicht, bieten, und darum sind Wortspiele und Vergleiche in seinen Erzählungen für europäische Begriffe noch häufig genug verwendet. Ihnen gegenüber befindet sich der Übersetzer in keiner angenehmen Lage. Der gedrängte Stil des Sanskrits mit seinen vielen Kompositis zwingt ihn an sich schon, die Sätze oft völlig umzustilisieren; er kann indessen seinem Schriftsteller doch gerecht werden, indem er möglichst sinngetreu zu übersetzen sucht. Die Wortspiele aber und die Vergleiche, die dem Inder ohne weiteres verständlich sind und in der Urschrift tatsächlich einen Schmuck der Rede bilden, müssen in der Übersetzung, die die Wortspiele unmöglich nachahmen kann und für ihr Verständnis wie für das der Vergleiche die Erklärungen unter dem Strich nicht entbehren kann, unbedingt störend wirken. Trotzdem konnte sich der Übersetzer nicht entschliessen, sie wegzulassen, einmal, weil er der vergleichenden Märchenkunde zur wissenschaftlichen Verwertung Material liefern wollte, also genau übersetzen musste, sodann, weil die Vergleiche für die indische Lebensanschauung oft äusserst charakteristisch sind. Wer an die Lektüre orientalischer Erzählungen herangeht, muss derlei Störungen eben mit in den Kauf nehmen. Bald wird ihm zum Bewusstsein kommen, wie scharf der Morgenländer zu beobachten versteht und wie treffend er die Ergebnisse seiner Beobachtungen zum Ausdruck seiner Gedanken und zu Schilderungen verwendet. Der Form so seines Originals kann der Übersetzer eines indischen Kunstgedichtes aber ganz unmöglich gerecht werden. Hier gilt mehr als irgendwo das italienische Witzwort, dass der traduttore (Übersetzer) ein traditore (Verräter) ist.[2] Ich habe darum meine Übersetzung in Prosa gekleidet.
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