PARIŚIṢṬAPARVAN
STHAVIRAVALĪ Auszüge aus Hēmachandrācāryas PARIŚIṢṬAPARVAN [i von xxxix]
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Aus der Übersetzung mit Vorwort und Einleitung von Johannes Hertel, Leipzig 1908
VORWORT [i von vi]
Die weltgeschichtlichen Ereignisse der letzten Jahre haben die Blicke Europas nach dem fernen Osten gelenkt. Die grossen Völker, deren Kulturen und Sprachen bisher wesentlich einen Gegenstand wissenschaftlicher Forschung bildeten, haben durch einen ihrer Vertreter gezeigt, dass sie aus ihrer Abgeschlossenheit hervorzutreten gewillt sind. Japan hat seinen Platz in der Reihe der Grossmächte eingenommen. China rüstet sich ernstlich, ein gleiches zu tun. In Indien wollen die Aufstände gegen die doch so segensreiche englische Herrschaft nicht zur Ruhe kommen. Dass wir nach Japans überraschendem Erfolg am Vorabende weiterer bedeutsamer Ereignisse stehen, dürfte keinem Zweifel unterliegen.
Die Japaner danken ihre Erfolge dem Umstand, dass sie — ohne ihre Eigenart aufzugeben — unsere Wissenschaft, unsere Industrie und unser Heerwesen gründlich studiert haben. Sie haben es über sich gewonnen, das stolze Vorurteil zu überwinden, welches dem Asiaten gegen den Europäer angeboren ist, die besseren geistigen Waffen, die das Abendland ihnen lieferte, zu verwenden und mit Erfolg gegen eine abendländische Grossmacht zu gebrauchen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die anderen Völker des Fernen Ostens ihrem Beispiel zu folgen gesonnen sind.
Wenn der Asiate im Europäer einen etwas minderwertigen Menschen sieht, so belächeln wir das, ohne zu bedenken, dass die meisten von uns es ebenfalls kaum für nötig finden, sich mit seiner Kultur zu beschäftigen. Die Zahl der Gebildeten, die sich mit seiner Eigenart bekannt zu machen suchen, ist selbst heute noch verhältnismässig klein, obwohl uns allen doch jetzt die Augen darüber aufgegangen sein müssten, wozu diese Orientalen fähig sind, wenn sie sich zusammenraffen. Ein Volk, das sich in so kurzer Zeit den Völkern der alten Welt ebenbürtig zur Seite stellt, dankt diesen Erfolg vor allen Dingen seiner eigenen hohen Kultur, ohne die es ihm unmöglich gewesen wäre, die unsere so schnell und so gründlich zu erfassen und ihre Errungenschaften gegen uns selbst zu verwerten. Dieselbe Gefahr droht uns von den anderen grossen asiatischen Mächten. Auch ihre vieltausendjährige Kultur wird sie schnell befähigen, den wirtschaftlichen und politischen Kampf gegen uns aufzunehmen, sobald sie, wie die Japaner, den ernstlichen Willen fassen, sich auch unsere Kulturerrungenschaften zu eigen zu machen.
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