RATNAKARAṆḌAKA-ŚRĀVAKĀCĀRA von Samantabhadra ca. 150 bis 250 n.Chr.
Ācārya Samantabhadras Ratnakaraṇḍaka-śrāvakācāra –
Schmuckschatulle für das Verhalten des Haushälters [179 von 330]
ERLÄUTERUNG von Vers 72 [1 von 1]
Vierzehn Stufen der spirituellen Entwicklung (guṇasthāna)
Die drei Juwelen (ratnatraya) des richtigen Glaubens, des richtigen Wissens und des richtigen Verhaltens bilden zusammen den Weg zur Befreiung. Der Glaube an die neun Substanzen, so wie sie sind, ist richtiger Glaube. Das Wissen um diese Substanzen ohne Zweifel, Täuschung oder Missverständnis ist richtiges Wissen. Frei von Täuschung und Leidenschaften zu sein, ist richtiges Verhalten. Allwissenheit wird durch die Zerstörung des täuschenden, des wissensvernebelnden, des wahrnehmungsvernebelnden und der hinderlichen Karmas erlangt. Solange das täuschende Karma sehr mächtig ist, ist spiritueller Fortschritt sehr langsam, wenn nicht gar unmöglich. Wie wird das täuschende Karma zerstört? Die potentielle Seele wird zu einem wahren Gläubigen und beginnt mit zunehmender Reinheit der Gedankenaktivität ihre Reise des spirituellen Fortschritts.
Aus empirischer Sicht werden Seelen in vierzehn Klassen oder spirituelle Stufen (guṇasthāna) eingeteilt.
Ācārya Pūjyapādas Sarvārthasiddhi beschreibt die vierzehn spirituellen Stufen (guṇasthāna) wie folgt:
1. mithyādṛṣṭi – verblendet
2. sāsādanasamyagdṛṣṭi – Untergang
3. samyagmithyādṛṣṭi – gemischter richtiger und falscher Glaube
4. asaṃyatasamyagdṛṣṭi – gelübdeloser richtiger Glaube
5. saṃyatāsaṃyata – Teilgelübde
6. pramattasaṃyata – unvollkommene Gelübde
7. apramattasaṃyata – vollkommene Gelübde
8. apūrvakaraṇa – neue Gedankentätigkeit
9. anivṛttibādara-sāmparāya – fortgeschrittene Gedankenaktivität
10. sūkṣmasāmparāya – geringste Täuschung
11. upaśānta-kaṣāya – abgeklungene Täuschung
12. kṣīṇa-kaṣāya – zerstörte Täuschung
13. sayogakevalī – Allwissend mit Schwingung
14. ayogakevalī – nicht-schwingender Allwissender
Es ist klar, dass wahrer spiritueller Fortschritt erst mit dem Erwerb des richtigen Glaubens beginnt. Die sechste Stufe (guṇasthāna), genannt pramattasaṃyata, ist der erste Schritt im Leben eines Jain-Mönchs (muni), wenn er die großen Gelübde (mahāvrata) ablegt. In dieser Phase sind die großen Gelübde von glühenden Leidenschaften (sañjvalana kaṣāya) durchzogen, die zwar die Selbstbeherrschung nicht behindern, aber die Erlangung vollkommenen Verhaltens (yathākhyāta cāritra) verhindern.
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