RATNAKARAṆḌAKA-ŚRĀVAKĀCĀRA von Samantabhadra ca. 150 bis 250 n.Chr.

    Alexander Zeugin

    Ācārya Samantabhadras Ratnakaraṇḍaka-śrāvakācāra – 

    Schmuckschatulle für das Verhalten des Haushälters [38 von 330]

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    ERLÄUTERUNG von Vers 1 [6 von 6]

    Das Universum (loka) und das Nicht-Universum (aloka

    Der Raum (ākāśa) ist eine nicht-seelische Substanz (dravya), die unendlich, ewig und ohne Form (nicht-materiell, farblos, arūpī) und ohne Aktivität (niṣkriya) ist. Er ist ein sich selbst erhaltendes, unteilbares Ganzes; er ist ohne Teile und als solches ein einziges Kontinuum. Durch die Negation von Form oder Farbe werden auch die begleitenden Eigenschaften von Geschmack, Geruch und Berührung verneint. Seine Funktion besteht darin, Raum für alle Dinge zu schaffen. 

    Der Raum hat unendlich viele Raumpunkte und durchdringt sowohl das Universum (loka) als auch das Nicht-Universum (aloka). Was ist nun das Universum? Der Raum, in dem Substanzen wie das Medium der Bewegung (dharma) und das Medium der Ruhe (adharma) existieren, wird als Universumsraum (lokākāśa) bezeichnet. Die drei Welten und das Siddha śilā sind Teil des Universums:[1]

    Die Unterwelt: Sie umfasst sieben Erden (mit Wohnstätten höllischer Wesen), die untereinander angeordnet sind. 

    Die mittlere (transversale) Welt: Sie besteht aus unzähligen konzentrischen Inselkontinenten, die sich quer übereinander bis zum Ozean von Svayambhūramaṇa erstrecken. Die Menschen leben auf den zweieinhalb Kontinenten, die von Jambūdvīpa bis zur Mānuṣottara-Gebirgskette in der Mitte von Puṣkaradvīpa reichen, sowie in den beiden Ozeanen Lavaṇoda und Kāloda. 

    Die obere Welt: Der Berg Meru von Jambūdvīpa ist bis zu einer Tiefe von 1000 yojana[2] in die Erde eingebettet und 99.000 yojana hoch. Darunter befindet sich die untere Welt. Das, was sich quer innerhalb dieses Bereichs erstreckt (nämlich die Höhe des Berges Meru), ist die mittlere Welt. Darüber befindet sich die Oberwelt. Es gibt sechzehn Himmel oder Kalpa auf acht Stockwerken, die die Wohnstätten der Devas von Saudharma bis Acyuta sind. Darüber befinden sich die höheren himmlischen Regionen – Vimānas von Graiveyaka, Anudiśa und Anuttara. Über diesen befindet sich das heilige Siddha śilā, der Aufenthaltsort der Reinen Seelen, die für immer vom physischen Körper getrennt sind und, nachdem sie den höchsten Teil des Universums erreicht haben, dort in ewiger Glückseligkeit verweilen. Die folgende Beschreibung des Siddha śila ist in der Schrift gegeben:[3]

    An der Spitze der drei Welten befindet sich die achte Erde namens Īṣatprāgbhāra, die einen rajju breit, sieben rajju lang und acht yojana hoch ist. In der Mitte dieser Erde befindet sich das Siddha kṣetra (Siddha śilā) in Form eines Baldachins (chatra), weiß wie Silber und mit einem Durchmesser, der dem der menschlichen Region entspricht. In der Mitte ist sie acht yojanas dick und verjüngt sich zu den Rändern hin wie eine aufrecht gehaltene Schale. In der oberen Schicht der verdünnten Luft (tanuvātavalaya) dieses Siddha kṣetra residieren die befreiten Reinen Seelen, Siddhas, die mit acht höchsten Eigenschaften ausgestattet sind. Die gesamte Region unterhalb dieser Wohnstätte der Reinen Seelen ist die Region der Seelenwanderung, bekannt als saṃsāra, die mit der Hilfe des Höchsten Lehrers durchquert werden muss. Jenseits des Universumsraums (lokākāśa) befindet sich der unendliche Nicht-Universumsraum (alokākāśa) – siehe Abb. 1. 

     

     

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    [1] S. Śrimāt Pūjyapādas Sarvārthasiddhi, S.A. Jain’s Übersetzung des Kommentars von Tattvārthādhigama Sūtra, ‘Reality’ (‘Wirklichkeit’ Deutsch AΩ) Seiten 84-106 von 

    [2] Yojana = Metaphorisches (Längen-) Mass.

    [3] Shri Nemicandra Siddhāntacakravartī’s Trilokasāra, Verse 556, 557, 558.