Ṛishabhapañcāśikā (eine Sammlung von 50 Versen zum 1. der 24 Seher)

    Alexander Zeugin

    Ṛishabhapañcāśikā von Dhanapāla (eine Sammlung von 50 Versen zum 1. der 24 Seher) übers. Joh. Klatt ZdMG 33 (1879)

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    Ṛishabhapañcāśikā [3 von 50]

     

    3. In dem Gefängnis der Irrtums-Finsternis habe ich dich gesehen,[1] o Jina, wie die Sonne, durch den ein wenig auseinandergegangenen Knoten [von Liebe und Hass],[2] der so dicht ist wie die zusammengeschlagenen Türflügel.

     

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    [1] Diesem mayā des Kommentars folgend übersetze ich: Ich habe dich gesehen. Der Vers scheint sieh nāmlich auf die Bekehrung des Dichters zu beziehen, s. o. S. 445.

    [2] Joh. Klatt, der Deutsch-Übersetzer erklärt im Text, dass die königliche Bibliothek in Berlin nicht im Besitz der Ādīśvāracaritra ist. In diesem Text ist offensichtlich, dass dieser Knoten (granthi) die Metapher für den Knoten von Liebe und Hass ist, den zu lösen durch das Bezwingen der 7 Prakṛti möglich ist. Die Textstell ist folgendermassen:

     

    „Die Gedankentätigkeit (parīṇāma) von Liebe und Hass, die schwer zu zerstören ist, wird Granthi genannt, immer sehr schwer zu durchtrennen, sehr fest wie Holz. Einige, getrieben von Liebe usw., werden wieder zurückgedrängt, wie große Schiffe in Küstennähe, die vom Wind getroffen werden. Genau dort sitzen andere, von einer anderen Art der Gedankentätigkeit, wie das Wasser von Strömen, deren Lauf durch trockenes Land behindert wird. Andererseits überqueren andere Geschöpfe, die zur Emanzipation fähig sind, die für Mokṣa bestimmt sind, indem sie eine höhere innere Kraft mittels des APŪRVAKARAṆA manifestiert haben, schnell den Granthi, der schwer zu überqueren ist, wie Reisende, die eine lange Reise durch bergiges Land unternommen haben.“

     

    APŪRVAKARAṆA:

     

    Es gibt drei dieser Karaṇas, Yathāpravṛttikaraṇa, Apūrvakaraṇa und Anivṛttikaraṇa. Dies sind geistige Prozesse, durch die Karma zerstört wird. Durch Yathāpravṛtti kann die Dauer der Karmas enorm verkürzt werden. Das Gefühl, Saṁsāra sei voller Kummer und Elend, sollte im Geist aufkommen. Wenn die Dauer der Karmas (außer āyus) auf weniger als eine Crore Crore Sāgaropamas reduziert wird, nähert man sich dem Durchtrennen des karmischen Knotens. Apūrvakaraṇa führt zu einer weiteren Reduzierung der Karmas. Dabei drückt man den Wunsch aus, die schlimmste Art der vier Leidenschaften zu beseitigen. Im Anivṛttikaraṇa kontrolliert er tatsächlich die schlimmste Art der vier Leidenschaften. Die DREI Darśanamohanῑyakarmas (richtige Wahrnehmung verschleiernde Karmas) und die schlimmste Stufe der VIER Leidenschaften (ohne Provokation zu verfallen in: 1. Zorn, 2. Ego, 3. Intrige, 4. Geiz/Gier) werden machtlos gemacht. Dann wird der karmische Knoten durchtrennt und er erreicht die erste Art von Samyaktva (s. Seiten 401-415 von Kaṣāya-pāhuḍa – Kapitel über Leidenschaften - https://www.om-arham.org/file/view/220/190728-ka%25E1%25B9%25A3aya-pahu%25E1%25B8%258Da-kapitel-uber-leidenschaften-intensitatsstufen-deutsch-mit-einfu). Alle diese Karaṇas müssen durchgeführt werden, bevor er das vierte Guṇasthāna erreicht, wenn er Samyaktva erlangt. Apūrvakaraṇa wird – in höherem Grad – im achten Guṇasthāna wiederholt und Anivṛttikaraṇa im neunten Guṇasthāna. Beim zweiten Mal wird Cāritramohanῑyakarma (kann nur zerstört sein wenn die 4. Ebene – nur noch so wie Feuer unter der Asche glimmend: glimmender Zorn, glimmender Ego, glimmende Intrige/Hinterlist, glimmende Gier – auch überwunden ist) zerstört. Siehe Adhyātmatattvāloka, S. 300, und K.G. II. 2, S. 57f.

     

    DIE SIEBEN PRAKṚTIS:

     

    Die 7 Prakṛtis, die noch überwunden werden müssen, sind die drei Darśana-mohanīya (durch richtigen Glauben täuschende) Karmas und die 4 Kaṣāyas, Zorn, Stolz, Betrug, Gier, also:

    1. Mithyātva, falscher Glaube.

    2. Samyagmithyātva (miśra), richtig-falscher Glaube; falscher und richtiger Glaube vermischt.

    3. Samyaktva-prakṛti, durch richtigen Glauben täuschende.

    4. Zorn

    5. Stolz

    6. Betrug

    7. Gier